Making of – Das Böse in mir

Horror-Sammelband ‚Das Böse in mir‘ – Making Of

In der Anthologie beschäftigen sich 25 Autoren mit dem Bösen, das in uns liegt. Natürlich werden manche nun aufbegehren und meinen. „Ich bin ein guter Mensch“ oder „In mir ist nichts Böses“. Und es wird wirklich bei einigen wahr sein.

Aber was liegt wirklich tief in uns drinnen? Wirft unsere Seele einen dunklen Schatten, der sich nur unter bestimmten Umständen manifestiert? Im Alltag verhalten wir uns ‚gesellschaftskonform‘, aber was passiert, wenn wir von diesen Zwängen befreit werden? Wenn wir – konsequenzlos – tun und lassen können was wir wollen?

Diese Machtfülle, die trunken machen kann, die bewirkt, dass die dunkelsten Fantasien an die Oberfläche gespült werden, sei es aus Lust, Trieb oder einfach nur Neugier. Die Macht und die (Straf)freiheit, welche nette, unbescholtene Bürger in Ruanda zu Jägern und Mördern, in Krisengebieten zu Kriegsverbrechern, im dritten Reich zu Holocaust-Verbrechern und Gläubige zu religiöse Fanatiker macht. Zu Tätern, die am Ende des Tages liebend zu ihrer Familie zurückkehren und vorgeben nur ihre ‚Pflicht‘ getan zu haben; das, was sie mussten, das, was durch eine Handlung der Gegenseite scheinbar legitimiert wird. Oder doch eher das, was sie mit ihrem freien Willen ohnehin schon immer tun wollten? Die Chance zu ergreifen, denn wir wissen: Gelegenheit macht Diebe

Und genau das ist für mich die Definition des Bösen: purster Egoismus. Um Aleister Crowley zu zitieren: ‚Tue was du willst.‘ Wenn jeder nur das tut, was er selbst möchte, ohne Rücksicht auf andere, dann ist alles möglich. Psychopathen, Soziopathen, Diktatoren, die alles und jedem ihren Willen aufzwingen. Der Täter, der seinen Trieb, seine Lust, seine Ziele, seinen Willen über den Willen und das Wohlergehen seines Opfers stellt, wird landläufig als „böse“ bezeichnet, doch ist er – nüchtern betrachtet – nicht doch bloß ein extremer Egoist?

Die AutorInnen und Autoren der Anthologie versetzen sich in einzelne dieser Personen hinein um deren Geschichten zu erzählen, ihre Motive zu erläutern, und ihre Taten aufzuzeigen. Wagen Sie mit uns einen Blick in die Verderbtheit der menschlichen Seele.

Anett Arnold, Autorin von „Der Zuhörer“:

„Wortspiele sind mitunter das Schönste, was unsere Sprache zu bieten hat.

Durch ein Gespräch über ‚Der Vorleser‘ kam ich auf die Idee, dass auch ein Zuhörer existieren müsse. Allein durch dieses Wort, entstand eine tragische Geschichte um einen jungen Mann, der nie zur Ruhe fand. Wie jede Geschichte begann dieser Text mit nur einem, einzigen Wort.“

Manuel Otto Bendrin, Autor von „Und erlöse uns von dem Bösen“:

Als ich den Titel der Ausschreibung las, war der Schrei der Anthologie danach, wörtlich ausgelegt zu werden, nicht zu überhören. „Das Böse in mir“. Wer dies liest, muss zwangsläufig auch an dämonische Besessenheit und Exorzismen denken. Doch nicht die allzu bekannte Sicht des heldenhaften Priesters oder der gequälten Familie interessierte mich hierbei, sondern das viel zu oft vernachlässigte Leiden des Besessenen. So habe ich mir der Frage gestellt, wie fühlt es sich wohl an, besessen zu sein und exorziert zu werden – und: wer wird den Kampf wohl gewinnen? – http://www.manuelottobendrin.de

Rafaela Bureta, Autorin von „Leidenslust“:

Die Kurzgeschichte „Leidenslust“ ist eine meiner ersten schriftlichen Auseinandersetzungen mit dem Bösen. Was sind die tiefsten Abgründe des Menschseins ist die Frage, die mich beschäftigt hat. Als spiritueller Mensch war mir schnell klar, Leid zufügen. Meine Lebenserfahrung hat mir gezeigt, dass das schlimmste Schmerz keinesfalls körperlicher Natur ist. Das findet der Protagonist der Geschichte nach und nach heraus und geht den Weg zur ultimativen Leiderzeugung bis zur letzten Konsequenz.

Mike Chick, Autor von „Die Insel“:

„Die Insel“ basiert im Endeffekt auf einer wahren Begebenheit. 2011 brachte Anders Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utoya insgesamt siebenundsiebzig Menschen um. An einem Tag. Breivik wurde von nationalsozialistischem und radikalchristlichem Gedankengut gesteuert, was mir wiederum für „die Insel“ nicht behagte. Ich wollte, dass mein Protagonist einfach nur böse ist und sich selbst nicht erklären kann, warum. Außerdem reizte es mich in der Ich-Perspektive zu erzählen. Da gab es nur ein Problem. Ich wollte, dass dieser Jemand nicht einfach willenlos Leute umbringt. Das wäre langweilig. Stattdessen sollte er selbst vor etwas Angst bekommen. Nur was?

Die Antwort darauf war eigentlich ziemlich simpel: Vor etwas, von dem man nicht erwartet, dass es noch böser ist. Schließlich wissen wir nie, was sich hinter den Augen eines Nachbarn oder guten Freundes verbirgt, oder nicht? Vielleicht eine nette Seele. Womöglich aber auch ein beißwütiges Monster mit spitzen Zähnen. Wir wissen es erst dann, wenn es sich uns offenbart.

Sarah Drews, Autorin von „Endlich Ruhe“:

Wie bin ich auf die Geschichte gekommen? Meinen ersten Stephen King habe ich mit zwölf Jahren gelesen. Seitdem fasziniert mich das Genre rund um Horror, Grusel, Thriller sehr. Es spielt mit den Ängsten, zeigt wozu Menschen fähig sind – Wir tauchen ein in diese erschreckenden Welten und sind froh, wenn wir am Ende das Buch zur Seite legen und merken, dass unsere Welt doch nicht so schlimm ist, wie wir immer denken. Das Thema – Das Böse in mir – war mein erster Versuch. Ich hatte gerade angefangen zu schreiben und wollte unbedingt so viele Genres ausprobieren, wie ich konnte. Einfach um mich selbst zu entdecken, denn ich selbst lese bunt gemischt und wollte mich am Anfang nicht festlegen, wenn es ums Schreiben geht. Die Idee war simple und einfach. Man nehme einen Psychopathen, Mord und stelle sich das ganze einfach als Artikel in der Klatsch- Presse vor. Meist heißt es dann nur, Durchgedrehter tötet eigene Mutter und seine Freundin. Aber warum? Einzelne Hinweise sickern durch, aber nie kommt die Wahrheit ans Licht. Deswegen fand ich es einfach spannend diese Perspektive zu beleuchten.

Michelle K. Duncan, Autorin von „Der Schleuser“:

Die Idee zu „Der Schleuser“ ist tatsächlich mehreren Dingen geschuldet. Zum ersten wäre da mein Kontakt zu US-Häftlingen in Michigan, den ich für ein anderes Projekt aufgebaut hatte. Die Insassen dort sind aus den verschiedensten Gründen inhaftiert. Manche sind psychopathisch veranlagt und haben schwere Verbrechen begangen, während Andere nur kleine Straftaten vollzogen, die dennoch hart bestraft wurden. So fand ich ein breites Spektrum an Gesprächspartnern. Doch vor allem die Psychopathen und ihre Straftaten faszinierten mich: Ihre Ansichten, ihre Gefühle. Ich habe mich ausgiebig mit ihnen darüber unterhalten, ohne sie zu verurteilen. Alles was ich wollte, war, sie zu verstehen – nicht immer leicht, ihrem Charme nicht zu verfallen. Immer wieder musste ich mir in Gedanken rufen, dass das ein Teil ihrer Masche war. Aber ich schaffte es und im Endeffekt halfen mir diese Gespräche und die Bekanntschaften, wertfrei an dieser Kurzgeschichte zu schreiben.

Zum zweiten gab es einen Antagonisten in einem Videospiel, der mir den endgültigen Kick für diese Story gab. Ihn als Vorbild mit meinem Wissen über das Wesen eines Psychopathen und den tatsächlichen Umständen, die in Kambodscha herrschen, ergaben fürmich ein glaubhaftes Szenario. Es ermöglichte mir, eine authentische Kurzgeschichte zu verfassen, gespickt mit so viel absurder Tiefe, dass mir beinahe vor mir selbst graute, wenn ich nur daran denke, wie tief ich mich selbst in diese Kurzgeschichte gekniet hatte, um authentisch schreiben zu können. Ich versetzte mich in den Protagonisten und tat alles, um zu denken wie er, zu fühlen, wie er, zu sein, wie er. Trotz allem siegt die Neugier

… Buck ist mir auf grausige Art sympathisch geworden und ich komme kaum von dem Gedanken los, ihm weitere Geschichten zu widmen. So ist es wohl, das Böse, das in uns schlummert … https://www.michellekduncan.de/

Ulrike Feifar, Autorin von „Dorothea“:

Mit „Dorothea“ konnte ich meinen inneren Schweinehund von der Kette lassen, und ihn dann genüsslich umbringen.

Maria Grzeschista, Autorin von „Freak“: 

„Freak“ ist so eine Sache. Ich tippte eine Geschichte am Laptop ab, die ich damals noch mit der Hand verfasst hatte, wollte eigentlich eine Pause machen, hörte mir Disturbed an – ich weiß sogar noch genau, welches Lied: Stricken – und schrieb diese Geschichte – als erste Geschichte überhaupt, die nicht zuerst einmal von Hand geschrieben wurde. Damals war ich sehr von Horrorhörspielen geprägt, welche ich mir bei YouTube reingezogen hatte. Ich hatte plötzlich diesen Titel im Kopf und die Worte und Sätze fanden sich fast von allein.

Wer bitte, kennt die Situation nicht: Ein Außenseiter, der sich nirgendwo integrieren kann, keiner mag ihn, keiner will etwas mit ihm zu tun haben. Wenn man selbst noch Schüler ist weiß man ganz genau, dass man sehr schnell abgeschrieben sein würde, wenn man sich mit einer solchen Person aus Mitleid anfreundet – und genau aus dieser Angst heraus lässt man es dann sein. Man weiß, dass es nicht in Ordnung ist, dieses Verhalten zu unterstützen, doch will man selbst oft nicht sein eigenes Image opfern. Traurig, aber wahr. Man sucht Ausreden wie: „Ein anderer Schüler kann das auch tun, wieso denn ausgerechnet ich?“ Doch insgeheim weiß man sehr genau, dass das nichts als Ausflüchte sind. Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir eben ‚nicht’ tun.

Der Freak in der Geschichte ist ein eigentlich netter Junge. Jeder Mensch hat eine dunkle Seite in sich; die seine wurde durch die vielen Gemeinheiten und den ständigen Druck der Angst, was als nächstes wohl noch kommen würde, hervorgebracht. Natürlich ist dies keine Entschuldigung für sein Verhalten. Kein Mensch hat das Recht, so etwas zu tun, ganz gleich, was der andere Mensch alles an Provokationen gebracht hat. Ich wollte damit die schlimmen Auswirkungen von Mobbing aufzeigen, denke ich. Lola wäre sicher nichts geschehen, wenn sie sich nicht ‚so’ verhalten hätte. Wenn sich einer, nur ein einziger Schüler für ihn eingesetzt und zu ihm gehalten hätte, so wäre ihm eventuell egal gewesen, was diese Lola so alles sagt und macht. Er hätte jemanden gehabt, auf den er sich verlassen konnte. Er wäre nicht allein gewesen. Und ist man nicht allein, kann man so ziemlich alles durchstehen. Aber da war ja keiner …

Ralf Kor, Autor von „Der Menschenfresser“:

Stellen Sie sich vor, Sie leiden unter einem Zwang. Einen Zwang der Sie zu Dingen verleitet, die Sie nicht wollen, die falsch oder strafbar sind. Aus meinen Augen eine erschreckende Vorstellung. Täter sind oft Opfer ihrer Störungen.

Dermatophagie wird das zwanghafte Beißen der eigenen Haut bezeichnet und ist eine Störung der Impulskontrolle. Menschen mit solch einer Zwangsstörung leiden nicht nur unter den Symptomen, den Wunden, die sie sich selber zufügen, sondern auch unter dem Unverständnis und Spott ihrer Mitmenschen. Hinter ihrem Rücken werden sie als Beißer oder eben auch als Menschenfresser bezeichnet.

Was wäre, wenn die Symptome in diesem Fall als eine Art Blitzableiter fungieren. Wenn jemand den zwanghaften Appetit auf Menschenfleisch verspürt, ihn aber nicht zulässt. Wenn er bis zur letzten Konsequenz gegen das ‚böse’ Verlangen ankämpft. – https://ralfkor.blogspot.de/

Hartmut Holger Kraske, Autor von „Die Kunst des Zulassens“:

Was sind das nur für Menschen die über das Böse schreiben? Während ich diese Zeilen schreibe, kreist ein Kleinflugzeug über meinem Wohngebiet. Das Flugzeug stolpert förmlich durch die Luft. Der Motor stottert deutlich hörbar. Der Flieger wird doch nicht ausgerechnet auf mein Haus stürzen? Ich werde dennoch versuchen mich auf diesen Text zu konzentrieren.

Also. Was sind das für Leute, die sich so heiß und innig mit dem Bösen beschäftigen und darüber schreiben müssen? ‚Das Böse in mir’. Aha! Autoren haben offensichtlich viel über das Böse zu schreiben das in den Köpfen und Herzen herumlungert und sich auf höchst kreative aber verstörende Art den Weg nach außen bahnt. ‚Das Bösen in mir’? Ja, klar!

Ich spüre eine Ausschreibung im Internet auf. Eine Anthologie soll entstehen. Titel: ‚Das Böse in mir’. Wie unter Strom, sabbernd wie eine Cartoonfigur setze ich mich natürlich sofort an die Schreibmaschine und prügle einen Text in die Tastatur der die Leserschaft schockieren und verstören soll.

Wieso macht man so etwas? Wieso ich? Wie jeder gläubige moralische Mensch frage ich mich, ob böse Gedanken auch schon böse Taten sind? Denken ist ja eine Tätigkeit und die Macht geäußerter Gedanken sollte nicht unterschätzt werden! Also schreibe ich besser doch nicht über mein fiktives böses Alter Ego das wie ein Mister Hyde durch die nächtlichen Straßen irrt und Leute killt. Meine Story könnte Killer in der wirklichen Welt zu Gräueltaten an Unschuldigen animieren!

Aber wer ist schon unschuldig? Und wie genau ist denn „Das Böse“ definiert? Verdammt! Interessenskonflikt. Mein schlechtes Gewissen meldet sich. Eine fette Engelsputte sitzt auf meiner rechten Schulter und fragt mich, wieso ich nicht über ‚etwas Schönes’ schreiben kann. Der Fernseher läuft. Eine Doku über Flugzeugkatastrophen flimmert über den Bildschirm. Tolle Spezialeffekte. Mich faszinieren Dokus über Flugzeugabstürze. Entspannt wie bei einem Horrorfilm fresse ich solche Dokus weg wie Erdnüsse. Gelassen kann ich mir reinziehen, wie tonnenschwere Objekte vom Himmel stürzen, Menschen brennen und Angehörige weinen.

Wieso kann ich mir so etwas ruhig ansehen? Weil ich weiß, dass mich keine zehn nackten Rassehengste jemals in ein Flugzeug zerren könnten. Niemals! Ist nicht drin, dass ich jemals in ein Flugzeug steige. Deshalb kann ich mit den Dingern auch nicht abstürzen. Das ist ein unglaublich beruhigender Gedanke. Bin ich böse, weil ich Dokus über Flugzeugkatastrophen genießen kann? Ist es nicht so, dass wir uns in der Fiktion unseren dunkelsten Ängsten stellen müssen? Na, klar. Andernfalls würden wir wahnsinnig werden und möglicherweise würde unser unbewusstes Alter Ego wirklich durch die Nächte irren und morden.

Sind böse Gedanken schon böse Taten? Aber auch ängstliche Starre kann böse enden. Zum Beispiel in Form unterlassener Hilfeleistung. Man macht doch gar nichts – und man ist dennoch böse. Wirklich? ‚Die Kunst des Zulassens’ beschreibt unterlassene Hilfeleistung in epischen Ausmaßen.

Jetzt ist es soweit. Ich kann mich nicht mehr auf diesen Text konzentrieren. Meine Nachbarin schreit wie am Spieß. Wird da jemand in der Nachbarwohnung umgebracht? Sollte ich mal nachsehen oder die Polizei rufen?

Mein Blick driftet auf den Fernsehbildschirm. Die schlimmsten Flugzeugkatastrophen passieren bei Start und Landung. Sitzt man mehr als sieben Sitzreihen vom Notausgang entfernt ist einem eine Rauchgasvergiftung sicher, sollte es an Bord der Maschine brennen. Niemals die Rettungsweste zu früh aufblasen! Sonst schwimmen Sie obenauf; auf brennendem Kerosin! Die Schreie meiner Nachbarin verstummen. Auch das stotternde Kleinflugzeug ist nicht mehr zu hören. Na, endlich! – Bin ich böse?

Florian Krenn, Herausgeber und Autor von „Leidenschaft“:

Die Idee, über einen empathischen Mörder zu schreiben, der seinem Opfer erklärt, warum er es gerade hier und jetzt töten muss, und dabei versucht, es für die Idee zu gewinnen, hatte ich schon länger. Thematisch ist der Text zwischen dem Film ‚The Cell‘ und dem Lied ‚Sammelleidenschaft‘ der österreichischen, leider nicht mehr aktiven Metalband ‚Vanitas‘ – ja, das war ein Anspieltipp – angesiedelt. www.floriankrenn.at

Andreas Krohberger, Autor von „Frosch im Brunnen“:

Schon immer hat mich fasziniert, dass der Mensch einen Teil seines Bewusstseins abspalten kann. Ohne ‚uns selbst’ zu fragen, entscheidet das Bewusstsein, ob es die Erinnerung an schreckliche Erlebnisse zulässt oder sie an einem ‚Speicherplatz’ versteckt, zu dem wir keinen Schlüssel haben. Selbst im ganz normalen Alltag nützt uns diese Fähigkeit, denn wir rechnen uns gerne zu den ‚Guten’, zu den Humorvollen, den Intelligenten, obwohl wir vielleicht ganz schön böse, humorlos und dumm sind. Dass wir den Bruder um das Erbe geprellt, die Frau betrogen, das Kind vernachlässigt und den Nachbarn wegen einer Kleinigkeit angezeigt haben, spalten wir einfach ab.

Nicht einmal unseren gierigen Blick oder unseren Specknacken nehmen wir wahr. Das Bild, das wir im Spiegel sehen, ist nicht dasselbe, das andere von uns haben. Und natürlich gibt es psychische Störungen, bei denen diese zum Selbstschutz gedachte Fähigkeit außer Kontrolle gerät. So kam mir die Idee zu einer Geschichte, bei der ein Junge entsetzt auf die sexuelle Gewalt reagiert, die einem Mädchen angetan wird, das er begehrt. Er realisiert nicht, wer ‚wirklich’ dieser Triebtäter ist. Sein Bewusstsein hat den entsprechenden Teil seines Ichs einfach abgespalten …

Maria Catharina Madaffari, Autorin von „Gast Nr. 13”:

Eine Nacht. 13 Gäste. Wer überlebt?

Die Idee zu „Gast Nr. 13“ ist im Frühling 2016 entstanden – damals noch unter dem Arbeitstitel „Hasenmord“. Ursprünglich trug der erste tote Gast ein Hasenkostüm. Mir gefiel der Gedanke, eine vermeintlich harmlose Kostümparty zum Schauplatz eines wahren Horrorszenarios werden zu lassen. Inspiriert hat mich vor allem die Stimmung, in die ich immer rund um Halloween komme. Aber auch der Gedanke daran, wie ich als Schulkind nach der Weihnachtsfeier mit meinen Klassenkameraden in der Schule verstecken gespielt habe hat mich beeinflusst. Damals jagten uns die im Dunkeln liegenden Gänge des Schulgebäudes eine ganz schöne Angst ein. Die Leser meiner Geschichte bekommen es hoffentlich auch gehörig mit der Angst zu tun …

Jan Niklas Meier, Autor von „Ein Leben im ehernen Zeitalter des Menschengeschlechts“:

‚Das eherne Zeitalter des Menschengeschlechts’ entstammt der griechischen Mythologie und bezeichnet dort das dritte der fünf Weltalter. Die Menschen dieses Zeitalters beschäftigen sich fast ausschließlich mit Krieg, sie sind verdorben und sinken nach ihrem Tod allesamt in den Hades, in die Unterwelt. Die Kurzgeschichte überträgt diese Vorstellung auf das Amerika der 1920er Jahre, in dem jemand Morde begeht, die der griechischen Mythologie entlehnt sind. Das Setting ist düster und trostlos, Mythologie wird gepaart mit der inspirienden ersten Staffel der Serie True Detective und den Werken H. P. Lovecrafts. http://www.moerderische-schwestern.eu/wer-wir-sind/autorinnen/m/maria-catharina-madaffari/

 Sven Meyer, Autor von „In a Dream“:

Die Idee zu dieser recht blutrünstigen Geschichte kam mir nach dem Lesen eines Artikels über Henry H. Holmes.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte Holmes ein „Mörderhotel“ in Chicago, in dem er versteckte Räume und sogar ein eigenes Krematorium eingebaut hatte. Er soll mindestens 27 Menschen, vornehmlich alleinstehende Frauen, grausam ermordet haben.

Da mich dieser kranke Geist irgendwie beschäftigte und nicht mehr losließ, habe ich die Bilder in meiner Kurzgeschichte verarbeitet. Damit die Geschichte nicht allzu plump daherkommt habe ich versucht, eine überraschende Wendung einzubauen. www.motionist.de

Jessica Riedel, Autorin von „Lasagne“:

Bei dem Titel ‚Das Böse in mir’, begann ich mir vorzustellen, was aus einem Kind alles werden könnte, wenn es kein Ventil für all die Phantasie gäbe, die tief in dem Inneren eines kleinen Menschen schlummert. So spinnt sich ein roter Faden von Szene zu Szene, verwoben mit den Erinnerungen an die eigene Kindheit und die Geschichte erwachte just zum Leben.

Ute Zembsch, Autorin von Gegenangriff“:

Zu meiner Kurzgeschichte ‚Gegenangriff’ inspirierte mich die Überlegung, wer tatsächlich die Macht über das eigene Leben besitzt und einen dadurch zum Opfer werden lassen kann. Wie entscheide ich mich trotz aller Bedrängnis frei, wie ich mich fühlen und was ich tun will? Meine Hauptfigur musste erst an den Punkt kommen, an dem sie (scheinbar) nichts mehr verlieren konnte. Erst dann begann sie, sich das zurückzuholen, was niemand das Recht hatte, ihr zu nehmen. Möglicherweise animiert meine Geschichte andere dazu, die Opferrolle zu verlassen und sich selbstbestimmt gegen Übergriffe zu wehren. Vielleicht nicht unbedingt mit diesem Verlauf. 😊

Covergestaltung:

Claudia Gornik ist seit gut zwei Jahrzehnten als freie Kommunikationsdesignerin tätig. Ein Faible für Buchgestaltung entwickelte sie bereits im Studium. Auf www.coverboost.de bietet sie individuelle Designs und PreMades für Selfpublisher und Verlage an, sowie Unterstützung bei der Buchblock-Gestaltung und Ausstattung mit Werbe-/Promo-Material.

Danksagung:

Herzlich bedanken möchte ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen die aktiv an der Entstehung des Buches in Coaching, Lektorat, Korrektorat und beim Cover mitgearbeitet haben:
Manuel O. Bendrin, Elisabeth Gehring, Claudia Gornik, Christine Jurasek und Chris Kolb
Ohne Euch wäre die Anthologie kaum zu stemmen gewesen!

Florian Krenn
Herausgeber

Wir wünschen stellvertretend für alle Autoren viel Lesevergnügen und angenehmes Schaudern. Und nicht vergessen: Vor dem Schlafengehen überprüfen, ob die Tür abgeschlossen ist …

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