Making Of – Im Bann der Dämonen.
Verantwortliche Editions-Assistentin: Laura Cabrera
Das Böse ist immer und überall! Es scheint nur manchmal zu schlummern, aber nur um uns genau dann, wenn wir es am allerwenigsten erwarten, hinterrücks anzufallen und mit seinen gierigen Klauen zu packen. Das Böse schlummert aber auch in uns selbst. So mancher als angenehm beschriebene Zeitgenosse wurde über Nacht zur Bestie und brachte unsagbares Leid über Freunde und Feinde.
Was ist es, das uns da urplötzlich erfasst und zu wahren Greueltaten antreibt? Was ist es, das uns alle ängstigt? Dieser Frage sind die Studenten der Sarturia-Literatur-Akademie nachgegangen, um in einer Reihe tiefsinniger und teilweise recht gruseliger Kurzgeschichten, eine Antwort zu finden.
Das Folgende haben unsere Autoren im Zuge ihres Studiengangs zu Papier gebracht:
Was kann ich für Sie tun?
Christopher Riedmüller
Was wäre, wenn sie einem Menschen begegnen, der ganz und gar von einem Dämon besessen ist? Was würden Sie tun, wenn Sie dies bemerken?
In der vorliegenden Geschichte bringt ein Dämon seinen Wirtskörper dazu, sich zum Psychotherapeuten zu bewegen. Er möchte, dass er selbst sich im Körper des Wirts heimisch fühlen kann.
Dr. Krisnov ahnt jedoch nicht, was ihm da gegenüber sitzt und insofern entspinnt sich eine denkwürdige Unterhaltung:
… „Nun“, fuhr der Dämon fort, „seit einem Jahr ungefähr fühle ich mich einfach nicht mehr wohl in meiner Haut. Ständig beschwert sich mein Wirt, sobald ich zurückkomme.“
Er wippte mit dem Fuß, ehe er fortfuhr:
„Neulich zum Beispiel habe ich ein Pärchen im Auto gegen den Baum fahren lassen; ein irrer Spaß, kann ich Ihnen sagen. Danach kam ich, wie immer, zurück zu ihm. Und kaum, dass wieder da bin, fängt er an, virtuell mit Lavendel, Salz und Rosenkränzen um sich zu werfen. Ich so: ‚Mann, was soll das?‘ und er so: ‚Hau ab! Bleib weg, ich will dich nicht mehr in mir haben‘.“
Der Körper, der den Dämon beherbergte, stellte einen entrüstet wirkenden Gesichtsausdruck zur Schau, ehe er weitersprach: „Stellen Sie sich nur mal vor, wie ich mich dabei gefühlt habe, Doktor. Das brennt – sowohl emotional als auch materiell!“
Der Psychiater wartete, auf das, was da noch kommen könnte.
„Wenn ich in ihm bin“, fuhr der Dämon fort, „tue ich ihm nie etwas an, ich kontrolliere bloß seinen Körper, bin aber sehr vorsichtig, was ihn betrifft. Ich habe mich immer um ihn gekümmert und er hat perfekt ausgesehen.“
Er starrte an sich hinab.
„Und nun? Sehen Sie ihn sich jetzt einmal an: Dreckig, heruntergekommen, eine einzige Schande!“ …
Die Unterhaltung spitzt sich natürlich zu und es wird immer fraglicher, ob der Psychiater überhaupt heil aus der Affäre herauskommt.
Sog
Stefan Junghanns
Was wenn die Ängste aus den Kindertragen einen realen Ursprung hätten? Wenn es sich nicht um Hirngespinste handeln würde, wie unsere Eltern uns glauben machen wollen, sondern um reale Erlebnisse?
Was, wenn wir uns erinnern könnten wie an alles andere, das wir noch aus der Kindheit wissen. Würden wir dann nicht erkennen, was uns bei Nacht begegnet, wenn sich uns die Nackenhaare sträuben und Gänsehaut sich auf unseren Armen breit macht?
Paul hat ein solches Erlebnis. Und plötzlich beginnt er sich zu erinnern:
… Die Gestalt aus dem Nichts kam immer näher und näher. Nun erkannte Paul das, was ihn als Kind jahrelang in Angst und Schrecken versetzt hatte: Die Hexe. Die bucklige Hexe. Nur langsam kam sie gegen den Sog an. Doch ihre Augen blitzten auf, als sie Paul erkannte.
Etwas im Schädel des Staunenden schien ihm sagen zu wollen, dass er sich doch an jene Zeit erinnern müsse, in der er einst dieser Hexe begegnet war. Und tatsächlich. Die Bilder kehrten zurück: Mit Gänsehaut erinnerte er sich daran, wie er im Dunkeln auf dem Buckel der Hexe durch den Flur geritten war. Für diese aufgezwungenen Dienste forderte die Alte als Belohnung das Lutschen an seinen Daumen; obwohl er sich den „Ausritt“ nicht einmal hatte aussuchen können.
Bizarr: Was er damals für Albträume gehalten hatte, schien tatsächlich alles wahr gewesen zu sein.
Die Hexe kam näher. Schemenhaft konnte er nun ihren gierigen Gesichtsausdruck erkennen. Sie nickte ihm boshaft grinsend zu und deutete mit ihrem langen, knorrigen Finger in den Flur hinter Paul.
Paul wandte sich um: Thomas, sein kleiner Sohn, stand in der Tür des Kinderzimmers …
Vielleicht, lieber Leser, ja vielleicht wären die Ängste von uns Menschen weit weniger ausgeprägt, wenn wir wüssten, was wir vor uns selber verstecken.
Der Club der magischen Zahl
Lena Obscuritas
Das Thema ‚Vampire‘ hat sich seit Christopher Lees Rolle als Dracula grundlegend gewandelt. Hatten wir seinerzeit im Kino noch eine Gänsehaut, so gilt es heutzutage als schick, mit Vampiren zu verkehren.
Was aber, wenn man gar nicht mehr erwarten kann, zu ihnen zu gehören? Was, wenn man selber den Drang verspürt, endlich dazuzugehören zu den Geschöpfen der Nacht?
… Andras schaute auf ihn herab. „Ich dachte, deine neuen Freunde haben dich schon aufgeklärt.“
„Ich möchte es aber von dir hören.“
Andras seufzte ergeben. „Genau deswegen hole ich so selten Schriftsteller in meinen Club“, entließ er gefasst. „Ihr müsst immer alles hinterfragen, wollt immer alles ganz genau wissen. Ist es denn wirklich wichtig, was mit dir passiert? Du wirst unsterblich werden, eine Legende. Ist dir das denn nicht genug?“
„Aber … werde ich dann Menschen töten müssen, nur um irgendwie weiter zu existieren?“
„Das ist ein Dasein“, erinnerte Andras, „das jeder Vampir zu fristen hat. Doch nicht jeder der Unsterblichen verlangt Ruhm und Reichtum.“ Langsam kam er auf Christian zu.
„Das ist es doch, was ihr alle begehrt. Sonst würde niemand auf mein Rufen reagieren.“
Seine bleiche Haut wirkte im schwachen Licht der Lampe wächsern. Es verschmolz mit dem grauen Haar des elegant gekleideten Blutsaugers. Jovial griff er an Christian vorbei, angelte nach einem der Joints auf der Theke, und drehte ihn dann zwischen den Fingern. „Kommst du nun mit oder nicht?“
Christian schaute zu ihm auf, „Eine Frage habe ich noch.“
Andras warf den Joint ungeduldig zurück auf die Bar. „Ich habe nicht ewig Zeit, Mensch.“
„Warum mit siebenundzwanzig?“ …
Und dieses Rätsel wird sich erst lösen, wenn der Fürst der Finsternis erlaubt, dass Christian die Wahrheit erfährt.
Nachtwandler
Manuel Otto Bendrin
Kann es sein, dass unsere Alpträume ein Stück weit Realität beinhalten? Kann es sein, dass sie ein Warnsignal beinhalten, das uns vor dem Schlimmsten schützt?
Was ist denn das Schlimmste, das uns passieren könnte? Was ist es, vor dem wir solche Angst haben, dass wir des Nachts von schlimmen Träumen geplagt werden?
Jessica ist auf dem Weg, genau dies herauszufinden:
… Unbewusst nahm sie wahr, dass sie wieder zwischen die Bäume des Waldes eingetaucht war. Sie keuchte. Rechts und links von ihr flogen die Schatten vorbei. Die Stämme schienen immer schneller an ihr vorüber zu rauschen; die dunklen Stellen dazwischen wurden immer finsterer, bedrohlicher, beinahe lebendig. Es war in den Schatten!
Die Verzweiflung gab ihr neue Kraft und sie beschleunigte ein letztes Mal. Schon hatte sie das Gefühl, den Boden nicht mehr zu berühren. Vielmehr fühlte es sich an, als würde sie fliegen – immer höher, immer schneller. Denn es kam näher.
Sie wollte nach Hause; dort mochte sie wahrscheinlich sicher sein. Doch die Umgebung verschmolz zu einer einzigen schwarzen Masse ohne Schatten und ohne Licht. Der Mond und die Sterne waren schon längst aus ihrem Bewusstsein verschwunden und ihre Sinne schwiegen; alle, außer dem Instinkt für Gefahr. Blinde Panik trieb sie voran.
Doch es holte weiter auf. Beinahe hatte es sie eingeholt. Schon spürte sie die eisige Hand des Todes nach ihr greifen. Und die Schwärze wurde tiefer …
Nichts ist sicher! Nicht einmal ob das Unaussprechliche Jessica wirklich einholt.
Dschungeldämonen
Peter Splitt
Eine ganz andere Art von Dämonen betritt unter der Federführung von Peter Splitt die Bühne unsers Vorstellungsvermögens.
Noch weiß Roger nichts von all dem, was hinter seinem Rücken vor sich geht. Er genießt nur das Ambiente im Dorf eines der letzten Indigenen Völker, das sich, von der Zivilisation abgeschnitten, im Urwald verbirgt.
Was ihm der Häuptling erzählt, berührt ihn zutiefst und er nimmt sich vor, der Wahrheit auf den Grund zu gehen:
… Wieder füllte der Alte erst seinen, dann Rogers Becher nach.
„Trink!“, befahl er. „Trink Roger! Heute Abend musst du meinen Maisschnaps trinken!“
Und Roger trank.
Der Dorfälteste nickte vor sich hin. „Und ich“, entließ er dann, „Awan Enyeto, der ich hier heute Abend in meiner Hütte sitze und mit dir trinke, ich warne dich: Suche nicht nach diesem Dämon. Du gehst in die Wälder und hörst seltsame Laute. Töne, die du noch niemals zuvor gehört hast. Wenn du dann deinen Weg zurückgehen willst, fühlst du dich krank. Und wenn du wieder im Dorf bist, dann stirbst du.“
Roger starrte zu Boden. „Und so etwas passiert immer wieder?“, erkundigte er sich vorsichtig.
Wieder nickte der alte Mann. „Manchmal bringt der Dämon Helfer mit sich“, fuhr er dann fort. „Sie verfügen über Gewehre und ausreichend Munition. Dagegen können wir uns mit unseren primitiven Waffen nicht wehren.“
Roger spürte ein Ziehen im Nacken. Die Sache schien eine Wendung zu nehmen, die ihm überhaupt nicht behagte …
Trotz aller Irrwege kennt Roger Peters schließlich nur noch ein einziges Ziel: Er will und muss dieses liebenswerte Volk vor einem rasenden Dämon beschützen.
Engelsbild
Claudia Plachetka
Dämonen sind schreckliche Wesen, die dem Gläubigen die Seele rauben und sie in ewige Verdammnis führen.
Was aber, wenn es einem Dämon gelingt, dich zu seinem Freund zu machen; wenn er dir zeigt, dass die Kirche nicht in allem Recht hat, was der Pastor predigt? Was mag sein, wenn dein Weltbild plötzlich ins Wanken gerät und du Freund und Feind nicht mehr zu unterscheiden weißt?
… Pfarrer Martin grinste sie ausnehmend breit an.
„Du wirst nun nie wieder Probleme haben“, versicherte er.
Alissa konnte es trotz allem nicht glauben. „Was haben die Dämonen denn gesagt?“, wollte sie wissen.
Sie musste unbedingt erfahren, was er wusste und wen er alles getroffen hatte. „Wie ist es denn gelaufen?“
„Das lass mal meine Sorge sein.“, antwortete der Geistliche. Er grinste dabei noch breiter. Aber Alissa fiel dennoch auf, dass irgendetwas an ihm anders war, sie wusste nur nicht, was.
„Alissa, ich freue mich so sehr für dich!“, sagte er, ehe er ihr die Hand drückte und aufrecht hinausging.
Die junge Frau konnte ihr Glück kaum fassen. Sie würde keine Träume mehr haben. Nie wieder würde sie mit Dämonen umgehen müssen. Nun konnte sie endgültig ihr Leben leben.
Allerdings hatte sie seit diesem Tag Pfarrer Martin nicht mehr gesehen …
Vielleicht kann Alissas kleines Töchterchen ihr aus der Verwirrung helfen …?
Achiyalatopa
B. B. Beard
Noch heute begegnen die Weißen den Riten der Schamanen mit Misstrauen und Furcht. Die Gerüchte über die Beschwörung unheimlicher Mächte wollen und wollen nicht verstummen.
Vielleicht ist ja etwas Wahres dran? Vielleicht sollten wir Weißen nicht so sorglos mit dem Andenken an Jahrhunderte altem Erbe der nativen Indianerstämme umgehen.
Wer weiß, welche Magie darin verborgen liegt.
… Wenig später fiel ein Schatten auf den Fleischzerleger Frank O’Leary, als der Mann den Kühlraum mit den frischen Rinder- und Schweinehälften im Schlachthof abschließen wollte. Die tief stehende Sonne sandte ihre Strahlen durch das weit geöffnete Rolltor in Halle 3 und überlagerte die Schatten mit flammend rotem Lichtschein. Der intensive Geruch nach Schwefel und Ammoniak hatte sich mit dem Gestank der Schlachtabfälle in den Mülltonnen am Eingang vermischt. In der Folge stritten sich Myriaden von Schmeißfliegen summend um die besten Plätze auf dem Aas.
Als O’Leary sich umdrehte, erschrak er und ließ sowohl Schlüssel als auch ein Päckchen Koks fallen. Seine Stimme bebte. „Scheiße! Was willst du von mir?“
Es war still geworden in der Halle, nur die Fleischhaken an der Decke klimperten in der Zugluft und die Ketten der Seil-züge rasselten leise; die Kreissäge im Schlachthaus schwieg jedoch längst. Für einen kurzen Moment heulte die markante Sirene eines vorbeirasenden Rettungswagens auf und blauer und roter Lichtschein huschte über die Wände.
Atemlos tastete O’Leary mit der Rechten nach dem Bowie-Messer in seinem Gürtel. Dann unternahm er einen verzweifelten Ausfallschritt …
Niemand weiß genau, welche Dämonen die Beschwörung eines Zuni-Medizinmanns herbeizurufen vermag. Niemand weiß vorauszusagen, was solch ein Dämon an Unheil zu stiften vermag.
Bebendes Erwachen
- Tupolewa
Diese Story wurde als beste Story der Anthologie vom Gremium der Lektoren mit der Goldenen Schwanenfeder für Kurzgeschichten ausgezeichnet. Die Autorin ist gerade dabei selbst in die Riege der Lektoren aufzusteigen und wird künftig mit dem Team zusammen die besten Geschichten küren.
In dieser preisgekrönten Story geht es darum, dass etwas überlebt hat; etwas Großes, etwas Wildes. Durch ein Erdbeben aus seinem naturgegebenen Refugium vertrieben, versucht es mit Jahrmillionen alten Instinkten in der Moderne zu überleben.
… „Was machst du denn da oben im Baum?“, fragte er ungläubig. Offensichtlich hatte er den Ernst der Lage nicht begriffen.
Georgi schaute sich vorsorglich um.
„Leonid und ich sind von einem wilden Tier angegriffen worden“, berichtete er wahrheitsgemäß. „Mach also, dass du wegkommst.“
„Ein Wolf …?“, erkundigte sich Gleb treuherzig. „Oder doch eher ein Bär?“
„Weder noch!“ Georgi rang nach Atem. „Bist du ihr nicht begegnet? Einer monströsen und viel zu groß geratene Kreuzung zwischen Löwe und Echse, mit langem Schwanz und Tigerstreifen über dem Rücken … und riesigen Säbelzähnen.“
„Ach komm“, entgegnete Gleb, „mach keine Witze.“
Georgi fasste sich ein Herz und begann langsam den Stamm hinabzuklettern, was weitaus mühsamer vonstattenging, als das Hinaufklettern. „Wir sollten vorsichtig sein“, warnte er den Kollegen. „Das Vieh muss hier noch irgendwo sein.“
Gleb winkte ab; er glaubte nicht an etwas Außergewöhnliches. „Ich fürchte mich nicht vor Bären oder Wölfen“, gab er bekannt. „Und vor Wildschweinen schon gar nicht.“
Georgi war einen hilfesuchenden Blick gen Himmel. „Das war kein Schwein, Gleb“, stellte er richtig. „So groß sind die nicht und sie haben auch keinen so langen Schwanz.“
Er wies auf die Baumrinde, die immer noch die Spuren monströser Krallen trug. „So was können Wildsauen nicht.“
Plötzlich fauchte und knurrte es fürchterlich neben ihnen im Gebüsch. Georgi erschrak bis ins Mark. „Da ist das Vieh wieder!“, keuchte er. „Lass uns bloß hier verschwinden!“ …
Die Natur hat ihre eigenen Gesetze, und der Mensch tut gut daran sie zu studieren und zu beherzigen. Tut er das nicht und lässt es darauf ankommen, dann gewinnt die Natur. Immer. Auch wenn sie Jahrtausende braucht, um sich von ihrem aufgezwungenen Kampf zu erholen.
Der Menschenskorpion
Utz Anhalt
Gewalt ist manchmal nur ein Ausdruck fehlender Anerkennung; ein Ventil unterdrückten Geltungsverlangens und oft auch die einzige Artikulationsmöglichkeit, um in einer ungesicherten Umgebung auf seinem Recht zu überleben zu bestehen.
Der Wahn erkennt in der Verklärung der Opfer ihre Erniedrigung. Er macht sich dem Ungeheuer der Herrschaft gleich, das er leibhaft nicht überwinden kann.
Theodor W. Adorno
Hektor versucht in Liverpools sozialem Brennpunkt zu überleben. Schon lange. Er beobachtet die Auseinandersetzungen zwischen Rassisten und den Mitgliedernd der migrierten Bevölkerung; den Hass zwischen Schwarz und Weiß. Er hat aufgegeben, sich zu fragen …
Ist es nur seine Einbildung, oder existiert im Halbdunkel verdreckter Hinterhöfe ein fleischgewordenes Ungeheuer, das über den brodelnden Hexenkessel sozial bedingter Auseinandersetzungen herrscht …?
… Hektor saß in einer Badewanne mit verwahrlostem Boiler, der Stunden brauchte, um zu erhitzen; Zeit, um zu lesen. Er blätterte in Astrologie für Einsteiger unter die dunkle Seite der Sterne:
„Der Skorpion will Macht, und wer sich ihm zum Feind macht, den verfolgt er bis zur Vernichtung.
Er ergreift Besitz von Anderen und brodelt in Eifersucht. Sein Reich ist die Unterwelt der Seele; in der Hölle fühlt er sich zuhause.“
In Hektors Magen kribbelte es. Meine Mutter hat am 31.10. Geburtstag, in drei Tagen. Sie ist Skorpion.
Er las weiter: „Mafiabosse, Diktatoren und Serienmörder sind meist in diesem Sternzeichen geboren.“ Er schüttelte den Kopf: „So schlimm ist meine Mutter nun doch nicht, oder?“
Er grübelte darüber nach, heute Nacht zu jenem Hof zu gehen. Er wollte wissen, warum die Nacht in Toxteth schwärzer war als an anderen Orten. Was verbarg sich in der Dunkelheit? Formte die Nacht selbst ein Leben, einen Geist des Tötens und des Todes? War die Schwärze selbst lebendig? …
Wer der Gefahr zu lange ins Auge schaut, verliert zuweilen die Bodenhaftung, dann kann es sein, dass er sich als Unterlegener unter Unterlegenen wiederfindet, ohne den Kampf jemals zu Ende führen zu können.
Muttergefühle
Niklas Nissen
Den Award für die beste Kurzgeschichte der Anthologie aus der Sicht unserer V.I.P-Lese-Gruppe, erhielt Niklas Nissen für die spannende Story Muttergefühle.
Wenn dein Ausflug anders endet als geplant, wenn du dich mitten in der Nacht mit defektem Navi heillos verfranzt hast und beim besten Willen nicht weißt, wie du aus dem beängstigenden Dunkel eines finsteren Waldes herauskommen sollst, dann wirkt auch der kleinste Lichtschein als paradiesische Verlockung.
Für Lisa und Max scheint der Lichtschein aus dem Fenster einer heruntergekommenen Hütte wie das verlockende Licht am Ende eines beängstigend finsteren Tunnels. Sie atmen erleichtert auf, als sie eingelassen werden. Doch sie wissen noch nicht, dass sie dem eigentlichen Schrecken erst noch begegnen werden:
… Plötzlich ertönte lautes Krachen. Das Rattern des Stromgenerators erstarb mit kläglichem Laut. Für einen Moment hielten die Strahler das Licht noch auf die Fenster gerichtet, doch einer nach dem anderen gab den Geist auf und erlosch.
„Oh Gott …“, wisperte Max unwillkürlich.
Nur noch das Feuer im Kamin zauberte flackernden Widerschein an die Wände. Kein Geräusch von draußen war zu hören; bloß das Knistern der Flammen.
„Schnell jetzt“ fordere Frank, „uns rennt die Zeit davon.“ Er ließ von Victor ab und ging mit schnellen Schritten zur Falltür.
„Was hast du vor?“ Lisas Stimme zitterte.
Er schaute zu ihr zurück. „Ihr sagtet, ihr seid mit dem Wagen gekommen? Wisst ihr noch, wo der steht?“
„Ja, aber da kommen wir doch gar nicht mehr hin.“
Frank nickte. „Ich habe einen Plan … Haltet aber auf jeden Fall eure Waffen auf die Fenster gerichtet.“ …
Es ist schlimm genug, wenn du den Feind kennst, der darauf lauert, dir den Garaus zu machen. Weitaus schlimmer ist es, wenn du gar nicht weißt, was gleich durch die splitternde Tür kommen wird, um dich zu zerfleischen …
Das sind nur einige der Teaser von insgesamt achtzehn spannenden Erzählungen, die Sie in der Trainingsanthologie ‚Im Bann der Dämonen finden.
Sie finden das Werk in unserem Bestseller-Shop:
http://sarturia.com/Bestseller/index.php?kat=Horror#a98025
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Mein Name ist Dieter König.
Als Leiter der kompetenzorientierten Sarturia®-Literatur-Akademie und als Vorstandsmitglied des gemeinnützigen ‚Förderverein Sarturia Autorenschule e.V.’ engagiere ich mich gänzlich uneigennützig für die ‚Förderung von Kunst und Kultur in deutschsprachigen Ländern‘. In diesem Zusammenhang helfe ich cleveren Autoren dabei, ihre Ziele zu erreichen.
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