Sehnsüchtig betrachte ich ihre schlanke Gestalt, die mit den hochhackigen Schuhen um die Ecke klackert. Sie hasst es, so klein zu sein, obwohl ein Meter fünfundsechzig doch nun wirklich nicht klein sind; denke ich zumindest. Oft habe ich es ihr gesagt, zugeraunt, während ich sehnsüchtig die Hand nach ihr ausgestreckt habe.
Ich werde es erneut sagen, laut, persönlich, werde ihr das lange dunkle Haar zurück streichen und es in ihr Ohr flüstern, während ich sie umarme. An dem Tag, an dem ich es wagen werde, sie anzusprechen. Aufmerksam schaue ich mich um und durchbohre jeden dunklen Winkel mit hasserfüllten Blicken. Wer auch immer es wagen sollte, meine Geliebte zu bedrohen, wird dafür büßen müssen.
Früher am Abend hat sie noch fröhlich ihren Freundinnen zugerufen, dass sie auf sich selbst aufpassen kann, dass doch niemand nachts unterwegs und ihr Weg nicht weit ist.
Nun klackern die hohen Schuhe in immer schnellerem Abstand. Das Geräusch, das weit durch die dunklen Gassen hallt, erinnert sie daran, alleine zu sein. Verängstigt sie noch mehr als die dunklen Schatten. Aber sie ist nicht alleine, denn ich wache über sie in den Schatten und geleite sie sicher nach Hause.
Verträumt starre ich aus dem Fenster in den blauen Himmel. An einem so schönen Tag sollte man hinaus gehen und seine Liebste zu einem Spaziergang ausführen. Die Sonne erprobt die Kraft ihrer Strahlen und wärmt meine Haut, an den Stellen, die nicht beschattet werden.
Ganz in der Nähe, nur wenige hundert Meter entfernt, ist ein herrlicher Park, eine grüne Oase in der Stadt. Am Wochenende ist es überfüllt mit Familien und kleinen Kindern, aber heute Nachmittag sollte es nicht so überlaufen sein. Dort gibt es einen kleinen See. Sie sagte einmal, sie möge Tretboote nicht leiden, aber vielleicht erlaubt sie mir, sie über das glitzernde Wasser zu fahren. Ich schließe die Augen, und stelle mir ihr lachendes Gesicht vor, wie es vor dem diamanten glitzernden Wasser strahlt.
Auch die Glassplitter haben geglitzert wie tausend Diamanten. Ich wollte die Scheibe doch nicht kaputt machen, ich habe nur das Gleichgewicht verloren, als ich mich vom Ast des Baumes gebeugt habe. Meine Liebste hat geschrien, so sehr geschrien. Sie hat sich unheimlich erschrocken. Auch ich war entsetzt, als sie mich so anbrüllte und auf mich einschlug. Überall glitzerten die Scherben, und dann trübte das Blut ihren gleißenden Schein …
Ich will doch nur, dass Du mich liebst!
Dann haben sie mich abgeholt…
Mein Kopf beginnt zu schmerzen und ich schließe gequält die Augen. Ruhig atmen, ganz wie Dr. Mörler mir gesagt hat …
… ich öffne die Augen und starre verträumt in den blauen Himmel. Die Sonne zeichnet einen dunklen Schatten vom Gitter auf mein Gesicht.
Ich will doch nur, dass sie mich liebt. Und morgen werde ich wagen mit ihr zu sprechen, und wir werden gemeinsam durch den sonnigen Park spazieren.
Meara Finnegan ist Autorin und Mitglied im Aktiven-Team Sarturia’s