Making of – Last Gateway

Viele unserer Fans haben sich danach erkundigt, warum die überarbeitete Version des Heyne Erfolgsromans einen neuen Titel bekommen hat. Die Antwort findet sich hier im spannenden

MAKING OF:

Von Anfang an stand fest, das der Heyne Erfolgsroman ‚Betondschungel’ von Dieter König bei Sarturia eine Neuveröffentlichung erfahren würde. Immerhin war das Werk in einer Auflage von 10.000 Stück gedruckt und auf Anhieb verkauft worden. Man durfte es also dem geneigten Leser nicht einfach vorenthalten.

Dieter König erzählt:

Eine spannende Angelegenheit: Denn ein simpler Nachdruck kam nicht in Frage. Schließlich hatten sich inzwischen die Gegebenheiten verändert, und sowohl Technik als auch Sprache des Originals passten nicht mehr in die gegenwärtigen Erwartungen der Leserschaft. Ich musste mich also noch einmal intensiv und gründlich mit dem Roman auseinandersetzen. Dabei stellte ich fest – hey – eine intensive Überarbeitung macht genau soviel Mühe wie das Vorhaben, ein ganz neues Buch zu schreiben. Trotz allem wurde die Überarbeitung zu ‚Last Gateway’ zu einem echten Abenteuer. Aber lesen Sie selbst!

Witzigerweise kam ich über den Bestsellerautor, Ray Bradbury, auf die ursprüngliche Idee zu diesem Buch. In seinem Roman ‚Fahrenheit 451’ schildert er den Versuch, partygelaunter Jugendlicher, den Protagonisten Guy Montag auf offener Straße mit dem Auto zu überfahren; nur so zum Spaß. Und genau diese Szene aus dem Meisterwerk hat mich nie mehr losgelassen. Immer wieder dachte ich darüber nach, wie unsere Städte von morgen wohl tatsächlich aussehen würden. Irgendwie machten mir diese Vorstellungen Angst. Und so begannen die Recherchen zu den Entwürfen des Erfolgsromans, der heute jedem Interessenten weltweit, unter dem Titel ‚Last Gateway’, zur Verfügung steht. Aber das nur am Rande. Lassen Sie mich über die spannende Überarbeitung berichten:

Die erregenden und gefährlichen Straßenrennen mit all den aufgemotzten Turbinenautos mussten natürlich erhalten bleiben. Wenn man ernstlich nachforscht, findet man genug Berichte über eine wachsende Zahl ähnlich illegaler Veranstaltungen schon in der gegenwärtigen Zeit. Filme wie ‚Tokyo Drift’ greifen dieses Thema ebenfalls auf. Über einen dermaßen auffälligen Trend hinwegzugehen, wäre für einen ernsthaften Science Fiction Schriftsteller pure Sünde gewesen. Außerdem wirken Autorennen eine ganz besondere Anziehungskraft auf mich aus.

Allerdings schien es angeraten, mir neue Gedanken über die Art des Treibstoffs zu machen, denn auch hier hatte sich die Entwicklung vorwärtsbewegt. Tankten die Rennbestien in der ursprünglichen Vorlage noch Kerosin – also Flugzeugsprit – so ließ ich die Gang um die Protagonistin Betty inzwischen Methanol als Treibstoff für ihre spannenden Straßenrennen benutzen. Auf dem Oval in Indianapolis ist Methanol längst Standard. Es zählt zudem zu den ’nachhaltig‘ gewinnbarer Treibstoffen. Ja, Sie haben richtig gelesen, auch Science Fiction Autoren haben zuweilen so etwas wie ein Umweltbewusstsein.

Auch Betty, als Hauptperson, die sich in diesem Thriller in der sterbende Großstadt durchschlagen muss, konnte als Person so bleiben wie sie war. Im Gegenteil: In der heutigen Zeit, da achtjährige Kinder als Bildschirmschoner auf ihrem Handy teilweise echte Pornoclips zur Schau stellen und die Bildzeitung in Schlagzeilen von zwölfjährigen Müttern berichtet, ist es wohl kaum vorstellbar, dass sich eine Vierzehnjährige im Roman – wie auch in Wirklichkeit – an die Jugendschutzgesetze hält. Bettys Umfeld hat zwangsläufig ziemlichen Einfluss auf ihre Persönlichkeit, und so ließ ich sie auch in der Überarbeitung nach und nach zum Spielball der Geschehnisse werden.

Die meiste Arbeit hatte ich mit der Anpassung des Slangs auf moderne Gegebenheiten. Innerhalb des dargestellten Milieus spricht man anders als allgemein üblich. Darüber hinaus hatte sich die Sprache der Jugendlichen ohnehin gewandelt. Ich wollte nicht untersuchen, warum das so war, ich wollte einfach Dialoge entwerfen, die den heutigen Gegebenheiten entsprachen und vielleicht auch morgen noch als gültig durchgehen konnten. Aber – Freunde – das hatte ich mir einfacher vorgestellt.

Anfangs verließ ich mich einfach aufs Fernsehen. Dabei kam mir der Master-Juror aus DSDS zu Hilfe, indem er sich auf Streitgespräche mit seinen Bewerbern einließ. Dieter Bohlen äußerte Sätze wie: „Du singst voll Scheiße!“ und einer seiner Kontrahent erwiderte: „Ich fand’s endlaser cool …!“ Diese Szene wurde dann so oft in den Wiederholungen gezeigt, bis ich nicht anders konnte, als den Ausspruch in der aktuellen Überarbeitung von ‚Last Gateway‘ zu verwenden. (Man möge mir diesen Lausbubenstreich verzeihen) Hinzu kamen Anke Engelkes Sketch ‚Deutsch für Türken’, und jene Doku-Soaps, die fast täglich über die gettoähnlichen Viertel in unseren Städten, und auch über die wachsende Rauschgift-Szene, berichteten. Im Zuge dieser Sendungen fand ich das erste brauchbare Material, indem ich die Streitgespräche der Polizisten mit den durchgefilzten Jungs samt und sonders aufzeichnete und auswertete.

Aber die Ausbeute erschien mir zu dieser Zeit einfach zu mager, denn die Dialoge klangen beim ‚laut vorlesen‘ immer noch nicht authentisch genug. Ich bewaffnete mich also mit einem Diktiergerät und bannte alle Unterhaltungen von jungen Leuten, die ich aufschnappen konnte, in den nichtflüchtigen Speicher. Nach einiger Zeit kam ich auf den hilfreichen Gedanken, mich in die Jugendclubs einladen zu lassen. Man brauchte diesbezüglich nur zu erwähnen, dass man etwas über die angesagte Musikrichtung schreiben wolle, und schon labern einem die Kids da drinnen die Ohren voll. Eine Fundgrube sondergleichen! Die Auswertung verschaffte mir einen ersten, wirklich gültigen Einblick in die faszinierende Umgangssprache, wie sie unter den modernen Kids üblich ist. Aber mir fehlte noch der raue Ton, der innerhalb der ‚Szene‘ herrschte. Und da war nun guter Rat teuer.

Szenenslang in der Landeshauptstadt? Fehlanzeige! Keine Chance! Sie, lieber Leser, werden vielleicht lachen, aber ich musste tatsächlich warten, bis mich ein Trip mit dem Auto nach Hamburg führte. Und da wurde ich nun tatsächlich fündig. Zunächst ging ich im Bereich des Bahnhofs auf Jagd, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Doch später konnte ich einen Typen dort überreden, mich in ein angesagtes Zuhälterviertel zu führen. Was für ein Erlebnis! Ich brauchte in der Tat nur wenige Stunden, um absolut treffende Unterhaltungen übers Mikrofon einfangen zu können.

Tolle Sache: Ich konnte mich freimütig mit freundlichen Ladenbesitzern und ihren Kunden unterhalten, mit feindselig wirkenden Zuhältern und Ihren Bienen, sogar mit Drogendealern – und hin und wieder auch mit einem ihrer Kunden. Nicht immer war es leicht. Ich bekam sogar Prügel angedroht. Aber egal! Man sollte jedoch nicht glauben, wie viele Jugendliche sich in diesem Viertel tummeln, bloß um in der Nähe von Sex-Shops abzuhängen, oder um selbst an das ‚schnelle Geld’ zu kommen, indem sie Drogen, Handys oder gar billige Laptops verdealen. Zwischen ihnen tauchten auffällig oft zwanghaft cool wirkende Polizeibeamte auf und versuchten, allein durch ihre Gegenwart, einen Hauch von Angst und Schrecken unter den zwielichtigen Typen zu verbreiten; meist jedoch gänzlich ohne Erfolg. Ein buntes Kaleidoskop also, einerseits aus fleißigen Ladenbesitzern und ihren Kunden und abgebrühten, verschlagenen oder ganz harten Typen andererseits. Sie alle schienen in diesem brodelnden Hexenkessel zu Hause zu sein und überlebten irgendwie. Aber sie hatten mir – direkt oder indirekt – bei der Dialogführung zu ‚Last Gateway’, unschätzbare Dienste geleistet. Eine Kuriosität am Rande: „Allein diese Dialoge“, meinte ein Autorenkollege, „sind es wert, sich diesen Roman genauer anzuschauen.“

Der ursprünglich dargestellte Entwicklungsstand der Datenverarbeitung war auf jeden Fall längst überholt. Immerhin waren ja inzwischen einige Tage ins Land gegangen. Jedermann weiß, wie rasant sich gerade die Welt der elektronischen Kommunikation entwickelt hat. Allerdings hatte ich gerade auf diesem Gebiet einen Wissensvorsprung, denn aufgrund meiner jahrelangen Erfahrungen als IT-Verantwortlicher, im Auftrag von Firmen wie Siemens und Hewlet Packard für den Daimler Konzern in Sindelfingen, wusste ich in etwa, welche Richtung die Entwicklungen einschlagen würden. Einzig und allein das ‚Handy von morgen‘ fand ‚allein durch meine persönliche Willkür‘ – man möge mir dies nachsehen – seinen Platz am Handgelenk der Protagonisten; ein Trend, der sich bislang keineswegs abzeichnet. Aber es sei meiner künstlerischen Freiheit und meinem persönlichen Wunschdenken erlaubt, den Mitwirkenden das Leben mit einem ’nichtflüchtigen‘ Armbandhandy zu erleichtern.

Und hier nun die Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Gerade die Überarbeitung der elektronischen Gegebenheiten für die neue Publikation des Werkes inspirierte mich schließlich auch zu einem neuen Titel des Erfolgsromans, der mir inzwischen wesentlich passender erschien. ‚Last Gatway‘ weckt vielleicht nicht nur bei mir Assoziationen zu einem Tor, das hinauf in den Orbit und hinein in den Lusxus der Superreichen.führt.

Die monströsen Weltraumstädte mit ihrer florierenden Landwirtschaft bedurften natürlich keinerlei gedanklicher Modernisierung. Die entsprechenden Ingenieursentwürfe und Pläne gab es ja schon lange vor dem Erscheinen des Vorläufers zu ‚Last Gateway’.  – Vergleichen Sie bitte den Artikel und die Grafik am unteren Ende bei

http://www.drg-gss.org/typo3/html/index.php?id=69

Dass sich dort oben, in den luxoriösen Habitaten eines neuen Machtgefüges, unter einer scheinbar ewig scheinenden Sonne, wohl nur die Reichsten der Reichen einkaufen können, wird mir wohl jeder unbesehen abnehmen. Denn wie sieht es denn hier unten in der Gegenwart aus?

‚Last Gateway‘ liefert in der Tat eine ziemlich düstere Vorauschau auf morgen, was mir während der spannenden Überarbeitung erst wirklich zu Bewusstsein gekommen ist. Aber vielleicht liegt mir gerade deshalb dieses Werk ganz besonders am Herzen.

Dieter König
Verleger, Herausgeber, Buchautor
http://www.sarturia.com
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