DIE GOLDENE SCHWANENFEDER 20201125

Sarturia® verleiht in regelmäßigen Abständen die „Goldene Schwanenfeder“ für besonders herausragende Werke.

Für den Monat November 2020 vergab unser Lektoren-Team als Jury die Goldene Schwanenfeder an das Werk:

• Die größten Lügen der Geschichte: Wie „historische Wahrheiten“ gefälscht wurden •

• Autor: Frank Fabian
• Gebundene Ausgabe : 400 Seiten
• ISBN-10 : 3809425133
• ISBN-13 : 978-3809425137
• Erschienen beim Bassermann Verlag
• 12. Edition (2. Juni 2009)
• Erhältlich hier bei Amazon

Inhalt: Die Suche nach der Wahrheit hat zu allen Zeiten die Menschen beschäftigt. Heute können wir uns auf modernstes wissenschaftliches Handwerkszeug, auf umfangreiche Quellen und ausdifferenzierte Methoden stützen, um dem Wahrheitsgehalt historischer Begebenheiten auf den Grund zu gehen – mit der Konsequenz, dass manche Aspekte der Geschichte im Nachhinein vollständig umgeschrieben werden müssen. Im vorliegenden Buch wird genau dies unternommen: Persönlichkeiten und Geschehnisse von Moses bis Bismarck werden von allen Seiten untersucht, beleuchtet und abgeklopft. Das Ergebnis dieser Analyse ist ebenso erhellend wie spannend und lässt uns angeblich unumstößliche Tatsachen kritischer betrachten …

Über den Autor
Frank Fabian, Jahrgang 1952, studierte Geschichte und Philosophie in Deutschland, England und den USA. Der Bestsellerautor, dessen Bücher in neun Ländern publiziert sind, wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. In Deutschland wurden seine Bücher für Regelschulen, Gymnasien und berufsbildende Schulen, Ausbilder und Lehrer empfohlen. Fabian ist Ehreknmitglied der Mittelstandsakademie „Made in Germany“. Der Autor lebt heute in Florida, USA.

Wissenswertes:
Beim Award ‚Goldenen Schwanenfeder für Literatur’ geht es ‚nicht‘ in erster Linie um Verkaufsplatzierungen, sondern schlicht um den handwerklichen Vergleich unter den verschiedenen Autoren, aber auch um den Unterhaltungswert eines ausgezeichneten literarischen Werks.
Die entsprechenden Kriterien werden dabei nicht von Laien beurteilt, sondern ausschließlich von erfahrenen Lektoren aus dem Gremium der Sarturia®-Literatur-Akademie, die sich im Rahmen ihrer Aufgaben ohnehin permanent und ausdauernd mit der Auswertung von Literaturwettbewerben befassen.

Wichtige Anmerkung:
Wie immer möchten wir vor allem unseren Autoren auf den Förderstufen der Sarturia®-Literatur-Akademie dringend ans Herz legen, die ‚Fabulierkunst’ der Werke, die mit der Goldenen Schwanenfeder für Literatur ausgezeichnet worden sind, und vor allem die Werke unserer Langzeit-Bestseller-Autoren mit der ‚Schreibe‘ in der gegenwärtig aktuellen Massenliteratur zu vergleichen. Das könnte unter Umständen helfen, die Leser zurückzugewinnen, die derzeit wieder auffallend oft die Bücher aus dem Buchhandel bevorzugen. Der Duden sollte bei diesem literarischen Abenteuer auf keinem Schreibtisch fehlen und die Vorschläge aus der Original Sarturia®-Autorenschule sollten ebenfalls zu einem Vergleich zur Verfügung stehen.

Siehe auch: http://www.sarturia.com/verleger-blog/

Info:
Sarturia® ist die eingetragene Marke des als gemeinnützig anerkannten ‚Förderverein Sarturia Autorenschule e.V.’ Die ‚Sarturia®-Literatur-Akademie’ ist das schulische Organ von Sarturia®

www.sarturia.com/ausschreibungen

Mein Name ist Dieter König.
Als Leiter der kompetenzorientierten Sarturia®-Literatur-Akademie und als Vorstandsmitglied des gemeinnützigen ‚Förderverein Sarturia Autorenschule e.V.’ engagiere ich mich gänzlich uneigennützig für die ‚Förderung von Kunst und Kultur in deutschsprachigen Ländern‘. In diesem Zusammenhang helfe ich cleveren Autoren dabei, ihre Ziele zu erreichen.
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LESEPROBE:

1. MOSES, DIE LEGENDE
Die Geschichte der Hebräer, der Söhne Israels, der Juden, ist möglicherweise die interessanteste Geschichte der Welt. Kein anderes Volk kann von sich behaupten, einen solchen Einfluss auf das Geistesleben genommen zu haben, und das in beinahe allen Ländern der Erde. Einstein, Freud, Spinoza, Jesus, Marx, sie alle waren Juden. Ganze Wissenschaften entstanden, die die Söhne Israels als erste angedacht hatten. Bis heute halten Juden Spitzenpositionen in allen Teilen der Welt inne. Die Juden sind ein Volk, das international denken und agieren kann. Ihre Fähigkeit, in den unterschiedlichsten Kulturen überleben zu können, ist einzigartig.

Die wahren Erfolgsgeheimnisse dieses erstaunlichen Volkes sind nie systematisch untersucht worden, aber schon eine oberflächliche Betrachtung lehrt uns, dass Juden eine überragende Kommunikationsfähigkeit besitzen und in den verschiedensten Methoden des Denkens bewandert sind. Sie können kulturelle Errungenschaften anderer Zivilisationen annehmen, aufsaugen und assimilieren und sind lernfähig wie kein anderes Volk, sowie oft einzigartig begabt in Sachen Geschäften. All diese besonderen Fähigkeiten und Talente wurden sicherlich auch geschult durch die Überlieferungen, die Religion. Selbst wenn man kein gläubiger Jude ist, muss man zugeben, dass die Denkschulen der Rabbiner, ihre bewegliche, auslegende und interpretierende Intelligenz, einen Gutteil zu diesem intellektuellen Niveau beigetragen haben.

Es gab (und gibt) innerhalb dieser Religion hundert Strömungen, Gegenströmungen, Ansichten, Lehren und Geheimlehren, die alle ausdiskutiert werden mussten. Die heiligen Schriften der Juden enthalten die tiefsten Weisheiten, die man sich vorstellen kann, freilich auch Meinungen, über die wir heute lächeln. Aber erstaunlich ist doch, dass schon vor 3000 Jahren solche Weisheiten zusammengetragen werden konnten und das in beinahe allen Bereichen des menschlichen Lebens. Einer der größten Weisheitslehrer dieses Volkes, der die Kultur der Juden entscheidend prägte, war ein gewisser Moses. Seine Lehren, die Zehn Gebote, beeinflussten praktisch das gesamte Abendland.

Das Christentum sog seine Lehren in sich auf und proklamierte sie später als seine eigenen Erfindungen. Kein Philosoph kam in der Folge daran vorbei, über Moses und seine Zehn Gebote, die höchste ethische Maßstäbe setzten, nachzudenken. Buchstäblich Tausende von Büchern, Kommentaren, Traktaten und Interpretationen sind deshalb bis heute über diesen legendären Moses erschienen, und wenn man Geschichte wirklich verstehen will, kommt man nicht daran vorbei, sich intensiver mit ihm auseinander zu setzen.

Wenn „große Männer“ zitiert werden, kommt Moses noch vor Alexander, Cäsar, Paulus, Jesus, Mohammed, Luther oder Napoleon. Die bildlichen Darstellungen über ihn können kaum seriös beziffert werden. Zahlreiche Filme wurden über den wirklichen oder angeblichen Moses gedreht. Er ist unser Urvater, ob wir dies wollen oder nicht. Konstantin der Große pries seine unendliche Weisheit, Augustinus kniete vor ihm und Martin Luther überschlug sich förmlich: „Denn es ist nicht ein solcher trefflicher, hoher Mann je gewesen, der da Gottes Wort hatte gepredigt, als eben Moses.

Die anderen Propheten sind alle seine Discipuli: Moses ist der Meister aller Meister, er ist die Quelle und Brunn, daraus die anderen Propheten geflossen sind!“ Herder lobte den „edlen Moses“ und machte darauf aufmerksam, dass es schwieriger sei, ein Staatsgründer (wie Moses) zu sein, als ein Gedicht zu schreiben. Friedrich Schiller verneigte sich vor ihm, Goethe erwies ihm Referenz und Heinrich Heine ohnehin. „(Er) baute Menschenpyramiden, er meißelte Menschen-Obelisken, er nahm einen armen Hirtenstamm und schuf daraus ein Volk, das … den Jahrhunderten trotzen sollte, ein großes, ewiges, heiliges Volk, ein Volk Gottes, das allen anderen Völkern als Muster, ja der ganzen Menschheit als Prototyp dienen konnte. Er schuf Israel!“, jubelte Heine.

Die Bücher, die seiner Existenz ihr Fundament verdanken, lassen sich kaum zählen: Hundertfach erscheint bis heute Erbauungsliteratur, auf Moses fußend. Anwendungsmöglichkeiten für die Jugend sind im Schwange 1, und das ist nur die Sekundär- oder Tertiärliteratur! Das Originalwerk, die FÜNF BÜCHER MOSES, die Moses zugeschrieben werden, sind mittlerweile, man muss es sich vorstellen, in über tausend Sprachen übersetzt. Kein anderes Buch erreichte je diesen Rekord. Den Einfluss kann man also nur erahnen, die Anzahl der Editionen lässt sich längst nicht mehr zählen. Milliardenfach wurden diese Bücher gelesen.

Die Bibel insgesamt wird heute jedes Jahr rund 100 Millionen Mal verkauft! Der Einfluss ist mithin unermesslich, aber nicht nur im orthodoxen jüdischen Raum, sondern auch in all den hundert christlichen Sekten und Gruppierungen, die alle eigene Neuformulierungen, Überarbeitungen und Interpretationen vorlegten. Darüber hinaus wird Moses im nichtjüdischen und nichtchristlichen Territorium diskutiert. Denn noch einmal: Wie kann man Gebote wie DU SOLLST NICHT TÖTEN, DU SOLLST VATER UND MUTTER EHREN, DU SOLLST NICHT BEGEHREN DEINES NÄCHSTEN WEIB besser formulieren? Sind hier nicht das erste Mal ewige Gesetze entdeckt worden?

Gesetze, die über Jahrtausende Bestand hatten? Gesetze, an denen sich zahllose juristische Codices orientieren sollten – in über 100 Ländern? Welch ein Einfluss! Welch eine Leistung! Welch ein Zivilisationsschock! Umso wichtiger ist es, sich mit diesem Moses näher zu beschäftigen! Fragen wir uns also als erstes, wer dieser Moses wirklich war. Die (theologische) Überlieferung, der wir zunächst folgen wollen, erzählt das berauschende, einmalige und pralle Leben dieses Moses wie folgt.

DER BIBLISCHE MOSES
In Ägypten herrscht der allmächtige Pharao. Ägypten ist die unangefochtene Weltmacht, die bereits Tausende von Jahren Bestand hat. Der Pharao ist der Sohn des Amun-Re, des höchsten Gottes, er ist mithin der Sohn Gottes! Die Pyramiden sind weithin sichtbare Zeichen der Macht der Ägypter, es sind gigantische Grabkammern der Pharaonen, mit denen sie mit dem Jenseits in Verbindung stehen. Ein fleißiges, unterjochtes Volk dient diesem gottgleichen Pharao, die Hebräer, auch beim Bau dieser seiner Pyramiden. Aber sie sind ein aufrührerisches Völkchen, sie besitzen ihre eigene religiöse Überlieferung und glauben, dass aus ihren Reihen eine Führergestalt hervorgehen wird, die sie eines Tages von dem unerträglichen ägyptischen Joch befreien wird.

Der Pharao befiehlt deshalb, alle neugeborenen hebräischen Knaben im Nil zu ertränken, um den Widerstand dieses widerspenstigen Völkchens zu brechen. Unvorstellbare Grausamkeit! Ein Kindlein, Moses, gerade geboren, entkommt diesem infamen Anschlag. Er wird, gerade drei Monate alt, in einem Weidenkörbchen auf dem Nil ausgesetzt. Hatschepsut, die Tochter des Pharao, entdeckt das Kind und empfindet unendliches Mitleid mit dem Neugeborenen. Sie fischt das Baby aus dem Nil und vertraut es einem gewissen Jokebed an, der es später adoptiert. Alles geschieht unter größter Geheimhaltung! Moses kann heranwachsen, der Gott der Hebräer hat schützend seine Hand über ihn gehalten! Moses (der Name bedeutet wörtlich:

„Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen!“ auf hebräisch, auf ägyptisch bedeutet Moses „Mein Sohn“) wächst am Königshofe heran, am Hofe des Pharao. Hier erhält er Einblick in die Geheimnisse der Ägypter und schnuppert die gefährliche Luft der hohen Politik. Noch immer weiß niemand, wer er wirklich ist. Er dient sogar dem Pharao in einem erfolgreichen Feldzug (gegen die Nubier), die den Süden Ägyptens bedrohen. Aber eines Tages schlägt das Schicksal zu: Moses tötet einen Ägypter, weil dieser gegen einen Hebräer mit Gewalt vorgegangen ist. Obwohl er die Leiche hastig im Sand verscharrt, wird er beobachtet.

Der Mord wird dem Pharao hinterbracht, der sofort seine Kreaturen auf ihn hetzt. Moses flieht. Er verbirgt sich vor dem allmächtigen Pharao im Süden der arabischen Halbinsel. Dort rettet er die Tochter eines Priesters aus lebensgefährlichen Umständen. Der Priester gibt ihm aus Dankbarkeit eine seiner Töchter zur Frau (Zippora, „das Vögelchen“). Zwei Knaben werden ihm geboren. Aber erst jetzt beginnt die wirkliche Geschichte, denn eines Tages offenbart sich ihm der HERR persönlich in einem brennenden Dornbusch! Er befiehlt ihm, das hebräische Volk aus der ägyptischen Unterdrückung zu befreien! Moses kehrt stehenden Fußes zurück, um dem Befehl des HERRN zu gehorchen.

Den Hebräern berichtet er aufgeregt von seiner Erscheinung. Der Funke springt über, das Volk wacht auf. Die uralte, religiöse Überlieferung scheint endlich wahr zu werden und ein Traum in Erfüllung zu gehen! Das Ziel ist klar: Auszug aus Ägypten, Einzug in das Gelobte Land! Die Botschaft wandert von Mund zu Mund, der HERR, ihr Gott, von dem schon Urvater Abraham gesprochen hat, erbarmt sich seines Volkes! Aber noch gilt es, himmelhohe Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Noch immer befinden sich die Hebräer in schmählicher Abhängigkeit von diesen Ägyptern. Der Pharao ist stark und mächtig, auch seine Priester verfügen über zauberische Kräfte.

Trotzdem wird dem Pharao das Begehren der Hebräer mitgeteilt. Aber der Gottkönig antwortet mit brutaler Unterdrückung und knechtet die Hebräer noch stärker. Also begibt sich Moses persönlich zum Pharao. Vor seinen Augen verwandelt er einen Stab in eine Schlange und beweist seine Zauberkräfte, indem er verschiedene Plagen über Ägypten kommen lässt. Ungeziefer, Heuschrecken, Insekten, Krankheiten und Hagel suchen das Land heim. Moses Zauberkraft ist stärker als die Zauberkraft der ägyptischen Priester, sein Gott ist größer und mächtiger als der Pharao und selbst Amun-Re. Zähneknirschend erlaubt der Pharao schließlich den Auszug.

Die Hebräer kehren Ägypten unter unvorstellbarem Jubel den Rücken. Sie ziehen begeistert durch die Wüste, während ihr Gott Wunder über Wunder wirkt. So teilt sich das Meer, das sie trockenen Fußes durchschreiten, während die Ägypter, die sie schließlich doch verfolgen, in den Fluten ertrinken. Nichts, nichts kann sie mehr aufhalten! Die Stimmung ist unbeschreiblich, der HERR ist mit ihnen. Selbst als das Volk fast am Verdursten ist und nur bitteres, ungenießbares Wasser gefunden wird, hilft der HERR.

Moses wirft ein Stück Holz in das Wasser und das Wasser wird süß und genießbar. Als eine Hungersnot die Hebräer heimsucht, lässt Gott Manna vom Himmel regnen. Manna bedeutet „Wundernahrung“, „Himmelsbrot“, im Hebräischen bedeutet der Begriff wörtlich „Geschenk“. Ihr Gott ist mit ihnen! Das Volk tanzt und speist fürstlich. Jeden Tag lässt der HERR nun Manna regnen, am Samstag sogar die doppelte Menge, denn Sonntag ist Ruhetag. Wer hätte je davon gehört, dass ein Gott so gut zu seinem Volk ist? Vierzig Jahre lang wird das Manna zum wichtigsten Nahrungsmittel für die Hebräer.

Es fällt jeden Tag aufs Neue vom Himmel. Auch um den quälenden Durst, der sie je und je heimsucht, brauchen sich die Hebräer keine Gedanken mehr zu machen. Als Moses mit einem Stab an einen Felsen schlägt, quillt Wasser daraus hervor. Sie sind das auserwählte Volk, der HERR ist mit ihnen! Niemand kann es mit ihnen, den Hebräern, aufnehmen, die den stärksten Gott besitzen! Sie ziehen weiter, werden ab und an angegriffen, aber sie siegen und siegen, bis sie eines Tages in der Nähe des Berges Sinai anlangen. Und hier geschieht es! Moses verschwindet auf dem Berg Sinai und bleibt dort vierzig Tage lang ohne Speise und Trank. Als er zurückkommt, ist er ein anderer Mensch.

Der HERR hat erneut mit ihm gesprochen und ihm die ZEHN GEBOTE anvertraut, die auf einer steinernen Tafel eingemeißelt sind. Moses berichtet: „Es ward am dritten Tag, wie’s Morgen wurde, da war Donnerschallen und Blitze, ein schweres Gewölk auf dem Berg und sehr starke Schall der Posaunen… Der Berg Sinai rauchte all, dar ob dass Er im Feuer auf ihn herabfuhr, sein Rauch stieg wie des Schmelzofens Rauch, all der Berg bebte sehr…“ 2

Der Jubel ist unvorstellbar! Der HERR persönlich hat ihnen ein Gesetz gegeben, hat sie, ein winziges, unbedeutendes Volk, dazu ausersehen, die wichtigste Rolle in der Geschichte zu spielen. Weitere Offenbarungen folgen, ein ganzer Gesetzeskanon entsteht, ein Straf- und Religionsrecht, ausgefeilt und ausgeschmirgelt, wie es nie ein Volk vorher besessen hat. Aber noch immer gibt es einige wenige Ungläubige. Ein paar Hebräer beten das Goldene Kalb an und tanzen also um einen Götzen herum! Moses bestraft sofort die Götzendiener und bestellt erstmalig Priester. Außerdem begibt er sich erneut auf den Sinai und bittet um Verzeihung für die törichten Hebräer. Gott vergibt.

Das Fasten (Kippur) wird eingeführt, neue Gesetze werden offenbart, vor allem Speisegesetze und Reinheitsvorschriften. Die Hebräer sind begeistert und danken ihrem Führer Moses. Eine Religion wie sie kein zweites Volk kennt ist geboren. Nur ein einziger Gott herrscht, aber dieser ist mächtiger als alle anderen Götter. Immer noch leitet er sie persönlich und immer noch brennt die Flamme der Hoffnung. Das Gelobte Land wartet auf sie! Und so wandern die Hebräer weiter. Sie verlassen den Sinai, aber ihr Gott ist mit ihnen. Dennoch scheinen die Schwierigkeiten unüberwindlich. Zu viele Feinde existieren in den Küstenregionen, die wir in den Gebieten des heutigen Israel, Teilen Syriens und im Libanon zu suchen haben. Einige Hebräer proben den Aufstand, sie sind mit der Führung des Moses nicht mehr einverstanden, einige wollen sogar wieder zurück nach Ägypten.

Da erscheint Gott, der HERR, dem Moses aufs Neue: Die Schuldigen müssen sterben! Der Rest wird dazu verurteilt, weitere vierzig Jahre die Wüste zu durchirren. Das Volk durchleidet eine unvorstellbar harte Prüfungszeit, aber die Vision des GELOBTEN LANDES steht ihm immer vor Augen. Die Vision lässt es weitermachen, durchhalten und allen Gefahren trotzen, lässt es Schlachten verlieren und Schlachten gewinnen. Aber jetzt ist der HERR wieder mit den Hebräern, ihr einzigartiger GOTT, der sie nie im Stich lässt, wenn er sie auch je und je für ihren Kleinmut bestraft. Offenbarungen helfen. Immer mehr Gesetze und Rechtsvorschriften erblicken das Licht der Welt.

Gelegentlich prüft Gott die Seinen. Er prüft ihre Moral und straft sie, wenn sie etwa der Sittenlosigkeit anheimfallen. Schließlich, Moses ist 120 Jahre alt, hält er seine letzte Rede. Er übergibt dem Volk weitere heilige Schriften und bestimmt Josua zu seinem Nachfolger. Moses stirbt, aber nicht seine Vision. Moses erlebt es nicht mehr, doch seine Nachfolger erreichen tatsächlich eines Tages das GELOBTE LAND. Unter den Königen David und Salomon wird ein mächtiges Reich errichtet, wie es die Welt zuvor noch nie gesehen hat.

RELIGIONSWISSENSCHAFT
So und nicht anders könnte man das berauschende, begeisternde und ereignisreiche Leben dieses Moses nacherzählen, und genau so und nicht anders wird es heutzutage nacherzählt, wie gesagt 100 Millionen Mal jedes Jahr neu, denn, wiederholen wir es, so viele Bibeln werden alljährlich verkauft. Dabei hat die vergleichende Religionswissenschaft längst Fakten und Tatsachen zu Tage gefördert, die Teile dieser Geschichten in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen; denn Wissenschaft fragt, hinterfragt, erkundigt sich nach dem Verfasser, der Zeit und der Entstehung einer Geschichte. Unternimmt man aber eben dies, gerät man schon nach kurzer Zeit ins Grübeln. Picken wir einige Beispiele mit spitzer Pinzette heraus:

Angeblich ließ der Pharao alle neugeborenen Knaben im Nil ertränken, um den Widerstand der Hebräer zu brechen. Der Religionswissenschaftler wird hier jedoch aufhorchen. Diese Geschichte ist nicht neu und wurde auch später wieder und wieder benutzt, um unendliche Grausamkeit zu demonstrieren und um auf diese Weise Gefühle und Sympathien zu wecken. Erinnern wir uns: später wird man im Neuen Testament lesen können, dass alle jüdischen neugeborenen Knaben getötet wurden, um Jesus zu verhindern!

Misstrauisch macht weiter die Rettung des Moses ausgerechnet durch die Tochter des Pharao. Eine Nummer kleiner ging es nicht? So könnte man ironisch fragen. Allein die Tatsache, dass es sich um eine Königstochter handelt, erinnert uns in fataler Weise an allzu viele Märchen, in denen der Prinz oder die Prinzessin dazu herhalten müssen, Ereignisse voranzutreiben. Warum? Nun, hochgestellte Persönlichkeiten sind interessanter, sie geben schriftstellerisch etwas her. Schlimmer ist: Die Legende ist nicht einmal originell! Aus einem früheren neuassyrischen Text kennen wir bereits die Geschichte, dass eine Frau eine außerordentliche Person gebar, sie in ein Schilfkörbchen legte und am Ufer eines Flusses aussetzte. Wurde hier einfach abgeschrieben?

Gleichzeitig wird unterschwellig sehr geschickt an das Mitleid appelliert. Wer kann sich der Aufwallung seiner Gefühle entziehen, wenn er vor seinem geistigen Auge ein Schilfkörbchen mit einem Neugeborenen auf dem Wasser des Nils schwimmen sieht? Gefühle, Gefühle, Gefühle aber waren schon immer der Leim, der eine Zuhörerschaft an eine Geschichte fesselte, Schriftsteller wissen das heute und Priester wussten es gestern.

Misstrauisch machen schließlich auch die entsetzlichen Plagen, die angeblich Moses (oder der HERR) über das Land Ägypten verhängte. (Heuschrecken, Ungeziefer, Krankheiten, Hagel und so weiter suchten das Land heim). Naturereignisse auf Götter oder einen Gott zurückzuführen war schon immer fester Bestandteil jeder abergläubischen Gesellschaft. Unglück, Unbill und Krankheit wurden stets einem Gott oder bösen Geistern in die Schuhe geschoben, bei den Griechen, bei den Römern und bei den Chinesen etwa. Weiter tobte der irdische Kampf zwischen zwei Völkern des Altertums immer auch zwischen ihren Göttern. Die Seite, die den Krieg schlussendlich gewann, glaubte, dass ihr GOTT natürlich der stärkere sei. Diesem Glauben hing man noch bis in die Zeiten des frühen Christentums an: Könige bekannten sich rasch zu dem Christengott, wenn sie glaubten, dadurch das Schlachtenglück wenden zu können.

Um nun die Macht des eigenen Gottes zu illustrieren, wurden alle möglichen und unmöglichen Geschichten erfunden. Die Priester überschlugen sich in ihren Prahlereien, nur um herauszustreichen, dass ihr GOTT die größeren Zaubereien (Wunder) bewirken konnte. All das ist Methode, hatte Methode und war Methode der Priester eines Stammes oder Volkes. Und so ist der Streit der ägyptischen Priester mit Moses (und also den hebräischen Priestern) wahrscheinlich nichts als die übliche hübsche Erfindung, wobei der Ausgang feststeht: Natürlich wird der Gott der Hebräer die ägyptischen Priester besiegen.

Die Wunder, bei Licht betrachtet, sind ebenfalls so neu nicht. Dass das Meer sich teilt, so dass die Hebräer trockenen Fußes durch das Meer schreiten können, während die Fluten die verfolgenden Ägypter verschlingen, die Macht über das Wasser mithin, besitzt durchgängig religiös-literarische Tradition. Dass das Meer einem Menschen gehorcht, den man als Gott oder Halbgott betrachtet, finden wir später auch bei Alexander dem Großen. Macht über das Wasser demonstrierte auch Jesus, der angeblich auf dem Wasser wandeln konnte, ja sogar einen seiner Jünger auf dem Wasser zu sich kommen ließ. Selbst der Pharao gebot über den Nil, die Nilüberschwemmungen konkret und also das Wasser, schon lange vor den Hebräern!

Auch die Tatsache, dass Gott für Nahrung sorgt (Manna) ist uralt. Speis’ und Trank zählen zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Werden diese garantiert, und sei es nur im Rahmen religiöser Märchen, „gewinnt“ ein religiöser Führer! Später wird Jesus Christus für die „wunderbare Brotvermehrung“ sorgen. Die „Wunder“, die der Pharao in diesem Sinne in Ägypten wirkte, waren ebenfalls zahlreich. Über die Nilüberschwemmungen gebot nur der Pharao, nur er konnte dieses „Wunder“ wirken. Dafür brachte er zahlreiche Opfer, betete zu den Göttern und hielt Zeremonien ab. Die prallgefüllten Kornspeicher des Pharao, die nur durch die Nilüberschwemmungen garantiert wurden, waren Beweis seiner Göttlichkeit. Auch er sorgte also für Nahrung. Vielleicht von den Ägyptern gestohlen, zumindest inspiriert von ihnen, sind deshalb diese Geschichten über das Manna, das vom Himmel regnet. Aber man kann sich ein Lächeln nicht verkneifen, wenn man liest, dass es am Samstag die doppelte Menge regnet, am Sonntag (dem Ruhetag) aber nichts. Dieser hebräische Gott ist offenbar ein penibler, ein haushälterischer Gott.

Und weiter: Das ERSTE BUCH MOSE handelt unter anderem von der Schöpfungsgeschichte. Nun muss man leider kommentieren, dass es Schöpfungsgeschichten in fast allen Religionen gab (und gibt). Sie sind ähnlich strukturiert und ähnlich unlogisch, religiöse Märchen eben, an die heute niemand mehr ernsthaft glaubt. Sie stellten Erklärungsversuche für die Entstehung der Welt dar, wie sie ein Volk in dieser Entwicklungsstufe vielleicht zufrieden stellten konnten. Zitieren wir: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe … und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere und ein kleines Licht, dass die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.“ 3

Wir wissen heute mit unumstößlicher Gewissheit, dass sich die Sonne nicht um die Erde dreht und dass die Lichter des Himmels nicht für die Erde gemacht wurden. Das Wissen eines Kopernikus und Galileo Galilei ist inzwischen intellektuelles Allgemeingut, das nicht mehr in Frage gestellt wird. Aber wichtiger ist: „Schöpfungsgeschichten“ gab und gibt es zuhauf, bei den Japanern, Chinesen, Griechen und Germanen etwa. Die Japaner sehen sich ebenfalls als Kinder Gottes. Izanagi und Izanami, Bruder und Schwester, zwei Götter, erschufen angeblich Japan. „So stellten sie sich denn auf die schwebende Himmelsbrücke, tauchten einen juwelengeschmückten Speer in den Ozean und hielten ihn hoch in die Himmelshöhe. Aus den herabfallenden Tropfen entstanden die Heiligen Inseln. Izanagi und Izanami paarten sich und zeugten das japanische Volk. Aus dem linken Auge Izanagis entsprang die Sonnengöttin, von dem die Kaiserliche Dynastie in Japan abstammt. 4223 Tropfen fielen von dem juwelengeschmückten Speer, denn so viel Inseln gibt es heute in Japan.“ 4 Auch diese Schöpfungsgeschichte glaubt heute niemand mehr in Japan, denn die Geschichte der Vulkane und Erdbeben wurden zu genau untersucht. Und so könnte man fortfahren und zwanzig andere Schöpfungsgeschichten zitieren, aber man würde immer nur zu dem gleichen Schluss kommen, nämlich dass sie nicht wahr sind.

Das gleiche ist von dem Paradies zu sagen. Paradiesvorstellung gab es schon vor dem Judentum in zahlreichen Ausformungen. Paradiese sind weder eine jüdische noch eine christliche Erfindung. Paradiese wurden unterschiedlich gezeichnet, gewöhnlich in Abhängigkeit von dem jeweiligen Land und seinen Knappheiten. In einem Land mit zu viel Sonne und Sand und zu wenig Wasser handelte es sich bei dem Paradies immer um einen Garten, in dem es im Überfluss zu trinken gab. In einem Urwaldgebiet sieht das Paradies anders aus. Paradiese gibt es bei den Indern (Nirvana), Ägyptern, Chinesen und Etruskern etwa, nichts Neues also. Paradiese sind Erinnerungen an eine großartige Vergangenheit und Hoffnung auf eine goldene Zukunft.

Das ZWEITE BUCH MOSE erzählt unter anderem von den Zehn Geboten, die angeblich von Gott auf einem Berg übergeben wurden. Auch hier ist vieles entlehnt. Dass göttliche Gesetze auf einem Berg von einem Gott übergeben wurden, kennen wir etwa aus der persischen Religion. Warum auf einem Berg? Da der Himmel oft mit Gott gleichgesetzt wurde, war man auf einem Berg Gott einfach sehr viel näher. Der Berg war schon immer Wohnsitz der Götter, der Fujijama ebenso wie der Himalaja. Die Übergabe der Gebote durch einen Gott auf einem Berg ist also ein beliebtes religiöses Motiv, sehr plastisch und anschaulich, wahr ist es bestimmt nicht!

In dem DRITTEN, VIERTEN UND FÜNFTEN BUCH MOSE schließlich wimmelt es von Regeln, Gesetzen und Anleitungen. Wir begegnen unglaublich ausdifferenzierten Regeln, die nahezu jeden Bereich des menschlichen Lebens umfassen. Die Zehn Gebote sind lediglich die Grundlage für all diese Gesetze, mehr nicht. Nun werden die Gebote sehr viel genauer ausgeführt. Die Strafen werden festgelegt (wer dem Vieh beiwohnt, soll des Todes sterben!) Verhaltensregeln definiert, Reinigungsgesetze aufgestellt und sogar medizinische Regeln propagiert sowie Gesetze über das Erbrecht. Wir haben es hier weitgehend mit einem juristischen Machwerk zu tun, das die Regeln für ein geordnetes Zusammenleben definiert.

Es sind dies teilweise außerordentlich intelligente Gesetze, teilweise sind sie völlig veraltet. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um eine im Laufe der Jahrhunderte systematisch gewachsene Gesetzgebung. Aber der springende Punkt ist: Um diesen Gesetzen, Verordnungen und Verhaltensregelungen Würde und Wucht zu verleihen, Durchschlagskraft und Stoßkraft, musste natürlich ein Gott her, und zwar der stärkste Gott, den man sich vorstellen konnte! Nur durch einen Gott konnte man den Gesetzen die nötige Weihe geben! Aber auch dies finden wir in anderen Religionen.

Um die Legitimation der Geschichten weiter zu untermauern, wurden zahlreiche Wunder hinzugefügt. Meere teilten sich, Dornbüsche brannten, Holzstäbe verwandelten sich in sich windende Schlangen (ein alter ägyptischer Priestertrick!). Verzweifelt wurde später von „Wissenschaftlern“ versucht, für all diese Wunder natürliche Erklärungen zu finden. Aber selbst wenn diese existieren, selbst wenn ein Komet die Erdanziehungskraft zeitweise so veränderte, dass sich das Wasser teilte, so sind diese natürlichen Erklärungen vergebene Liebesmüh. Wunder dienten seit alters her nur dazu, Legitimation einzufordern und die Menschen namenlos zu beeindrucken. Das Volk musste staunen! In den indischen Religionen finden wir buchstäblich Hunderte von „Wundern“, die denen der Bibel in nichts nachstehen. Wunder, meist im Nachhinein erdichtet, erfunden und um eine Figur gerankt, verleihen eine übernatürliche Aura, die notwendig ist, um die Menschen in Ehrfurcht erstarren zu lassen. Moses verwandelte deshalb Wasser in Blut und gebot angeblich über Frösche, Stechmücken, Viehpest, Hagel, Blattern und Heuschrecken.

Solche Märchen begegnen uns auf Schritt und Tritt in den religiösen Legenden anderer Länder. Mohammed, der öffentlich bekannte, nie Wunder gewirkt zu haben, musste es ein paar hundert Jahre nach seinem Tod über sich ergehen lassen, dass ihm ebenfalls zahlreiche Wunder angedichtet wurden, obwohl er ausdrücklich gesagt hatte, keine Wunder wirken zu können! Aber das Volk liebte diese Geschichten. Und suchte nach Erklärungen für Heuschrecken, Blattern und Hagel. Mehr noch liebten die Priester diese Wunder. Also wurden die Götter rasch herbeizitiert oder böse Geister.

POLITISCHE KONTROLLE
Man könnte an dieser Stelle zahlreiche weitere Querverweise zu anderen Religionen geben, könnte ganze Bücher über Ähnlichkeiten, Parallelen und seltsame Übereinstimmungen verfassen und käme doch nur immer wieder zu dem gleichen Schluss: nämlich dass es sich bei den FÜNF BÜCHERN MOSE um religiöse Legenden handelt, die indes mit Bedacht erfunden und erzählt wurden, mit einer Absicht! Indem wir uns aber der wahren Absicht der FÜNF BÜCHER MOSE nähern, wird es auf einmal wirklich spannend, es wird geradezu aufregend.

Wenn wir anfangen, an der Wahrheit der Geschichten zu zweifeln, (und das Beweismaterial ist erdrückend) beginnt man sich zu fragen, was die Absicht hinter diesen Geschichten ist. Kennt man jedoch die Absicht, löst sich das gesamte Buch, genannt die Bibel, buchstäblich in Nichts auf. Nun, die Absicht bestand natürlich darin, die Menschen zu kontrollieren, politisch zu kontrollieren. Nichts eignete sich dafür besser als religiöse Märchen. Die Priester konnten mit diesen Geschichten auf das prächtigste die Menschen manipulieren.

All diese zahlreichen Wunder, aber auch die vielen Flüche, dienten zur Kontrolle. Schöpfungsgeschichten wurden schon immer zur politischen Kontrolle benutzt, um einen Führungsanspruch zu zementieren. Gewöhnlich stammte der Führer von Gott selbst ab (wie bei den Griechen, Römern, Ägyptern und Persern etwa der Fall) oder eine besondere Verbindung zu dem Gott legitimierte den Führer (wie im Falle Moses). Schöpfungsgeschichten sind irreal, surreal und unhaltbar heute, verfolgten aber wie gesagt eine politische Absicht. Konnte eine Verbindung zu dem Erschaffer der Welt selbst hergestellt werden, bedeutet das, Legitimation von Macht.

Die Methode, ganze Genealogien und Geschlechterfolgen aufzuzählen, unterstützte die Glaubwürdigkeit. Schon die alten griechischen Könige führten ihren Ursprung gern auf Zeus persönlich zurück! Mit der Paradiesvorstellung konnte man ebenfalls wunderbar Kontrolle ausüben. Wer nicht gehorchte, verspielte seine Zukunft. Kontrollfunktion hatten weiter die fürchterlichen Strafen, mit denen die Hebräer belegt wurden, wenn sie aufmuckten. Der Kampf um das Goldene Kalb (ein Konkurrenzgott, der eiligst ausgerottet werden musste!) wurde ebenso unbarmherzig geführt wie der Kampf gegen Hebräer, die ungläubig waren. Sie wurden mit Aussatz geschlagen oder auf andere Art hart bestraft. Tatsächlich waren die Strafen drakonisch.

40 Jahre lang mussten die Hebräer angeblich durch die Wüste wandern, weil das auserwählte Volk zeitweilig zurück nach Ägypten wollte. All dies sind lupenreine religiöse Kontrolltechniken, darauf gezielt, durch Angst Macht über das Denken der Menschen zu erringen. 4000 Jahre Religionsgeschichte belehren uns, dass diese Art von Kontrolle immer wieder angewendet wurde. Auch die zahlreichen Erscheinungen Moses sind in diesem Zusammenhang zu sehen. Ständig sprach Moses mit Gott! Erscheinungen aber, muss man wissen, sind ein probates Mittel, die niemand widerlegen kann:

Erscheinungen waren schon immer eine prächtige Methode, Regeln einzuführen und Kontrolle auszuüben. Erscheinungen bewiesen alles und nichts. Und so lesen wir ständig: „Und es sprach der Herr zu Moses…“ Aufstände gegen Moses – wurden mit Erscheinungen aus dem Weg geräumt. Kriege, die geführt werden sollten – wurden mit Erscheinungen legitimiert. Selbst wenn es um die Verteilung der Beute ging (hübsch!), gab es – Erscheinungen! Die Abgabe des Zehnten – war göttliches Gebot! Falsche Propheten (und also Führer, die die politische Macht gefährdeten) – wurden mittels Erscheinungen aus dem Weg geräumt. Erscheinungen waren, kurz gesagt, seit alters her höchst praktisch, um Gesetze aufzustellen, Besitzansprüche geltend zu machen und politische Macht abzusegnen. Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle!

Das Wort „Gott“ besaß einen magischen Klang. „Gott“ aber wurde in allen möglichen Kulturen und Zivilisationen dazu benutzt, um Gesetze abzusegnen und Menschen zu lenken. Mit „Gott“ und der Religion wurde allerorten alles mögliche und nichts bewiesen, wurden Besitzansprüche legitimiert und Regeln aufgestellt, die ansonsten vielleicht nicht akzeptiert worden wären. Es ging mit einem Wort um die brutale Macht. Und damit sind wir dem Geheimnis der Bibel ein wenig auf die Schliche gekommen! Wenn man aber die grundlegende Absicht einer Sache erkennt, verliert sie ihre Kraft. Trotzdem könnte man an dieser Stelle in aller Naivität fragen, wie es denn nun „wirklich gewesen“ ist? Was ist an dieser Geschichte der Hebräer wahr? Was weiß der Historiker mit unumstößlicher Gewissheit? Was geschah damals tatsächlich?

DIE WAHRHEIT UND NICHTS ALS DIE WAHRHEIT
Die Hebräer waren anfangs aller Wahrscheinlichkeit nach fahrende Kaufleute. Lange Züge mit Eseln, mit allen möglichen Lasten beladen, zogen mit ihren Herren von einem Handelsort zum nächsten. Da die Hufe ihrer Esel den Staub hoch aufwirbelten, Staub, der sich wieder auf den Händlern selbst niedersetzte, erhielten sie den Namen Abiru, was wörtlich übersetzt die Staubigen bedeutete. Später bildete sich hieraus der Begriff Hebräer. Die „Staubigen“ kauften und verkauften Gold, Silber, Kupfer Elfenbein und andere Waren. Ursprünglich waren sie aller Wahrscheinlichkeit nach am Euphrat und Tigris zu Hause, im heutigen Iran also, aber auch in der heutigen Türkei.

Möglicherweise zogen die Hebräer schließlich etwa 1900 vor Christus nach Kanaan (grob gesprochen im Land des heutigen Israel, Syrien, Libanon, gelegen). Als jedoch eine Dürre und Hungersnot das Land heimsuchten, wanderten die Hebräer (vielleicht) nach Ägypten aus. Hier wurden sie versklavt, wie jedenfalls die Legende weiß, bis ein legendärer Führer die Hebräer aus dieser Sklaverei befreite und sie möglicherweise erneut in das „Gelobte Land“, wo „Milch und Honig fließen“, zurückführte, nach Kanaan also. Sicher ist dies jedoch nicht. Nur so viel scheint gewiss: Die Hebräer, bestehend aus 12 Stämmen, besetzten im 13. oder 14. Jahrhundert vor Christus Teile Kanaans.

Die zwölf Stämme schlossen sich nach einiger Zeit zusammen und erkannten nur einen Gott an, Jahwe, einen strengen, eifersüchtigen, streitbaren Gott. Die Vielgötterei hörte auf. Jahwe wurde, wie der Religionswissenschaftler weiß, aus früheren Göttern zusammengesetzt. Einer davon war ein semitischer Gott, eine Gottheit mit einem riesigen Glied, andere waren Tier- und Naturgottheiten (Deschner). Jetzt galt nur noch ein einziger Gott. Die Israeliten bekämpften in der Folge viele Stadtstaaten und errichteten ein Königreich, immer inspiriert durch ihren allmächtigen, streitbaren Gott. Sie vernichteten bedeutende Reiche, brannten Städte nieder, töteten Männer, Frauen und Kinder, verwüsteten und mordeten, alles im Namen des HERRN, im Namen Jahwes, mit einer unvorstellbaren Brutalität, wenn wir ihrer eigenen „Heiligen Schrift“ Glauben schenken.

Soviel scheint also festzustehen, mehr aber auch nicht. Die wahre Geschichte der Hebräer liest sich also etwas bescheidener und ist weniger spektakulär, wenn man sie all der legendenhaften Züge entkleidet. Kommen wir nun jedoch zu der mit Abstand spannendsten Frage und fragen wir uns, wie es eigentlich um die Quelle bestellt ist. Die Beurteilung der Quelle, der Wahrheitsgehalt einer Quelle und die Echtheit einer Quelle ist immer das letzte Kriterium, wenn man über Geschichte und Geschichten urteilt. Fragen wir uns also: Wer war dieser Moses? Existierte er überhaupt? Wenn aber nicht: wer verfasste dann diese FÜNF BÜCHER MOSE, die am Anfang der Bibel stehen?

DIE QUELLENLAGE
Die Quellenlage ist kurz gesagt dürftig, um das mindeste zu sagen. Unter streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten existiert Moses gewissermaßen nicht. Er ist eine Figur der Legende, von Priestern geschaffen und unhistorisch. Wir wollen dem Leser, zu seiner und unserer Erleichterung, all die verschiedenen Stationen der Textkritik ersparen. Spinoza schon äußerte seine Zweifel, Historiker, Exegeten und Theologen in reicher Zahl, Schriftsteller, Textkritiker und Wissenschaftler. Selbstredend setzte ein unendlicher Streit ein, der von den Gläubigen bis heute gänzlich anders beantwortet wird als von Wissenschaftlern.

Aber selbst im Lager der Gläubigen mehren sich die kritischen Stammen, denn exakten Analysen über das Alter bestimmter Texte kann man sich nicht entziehen. Vergessen wir nicht, dass die „Heilige Schrift“ der Juden erst 90 bis 100 nach Christus endgültig festgeschrieben wurde! Rund 1200 Jahre brauchte also diese „Heilige Schrift“, um überhaupt zu entstehen! Wer würde es angesichts eines solchen Zeitraumes wagen, von „historischer Wahrheit“ zu sprechen? Die „Heilige Schrift“ der Juden umfasste zunächst 24 Bücher, spätere jüdische „Bibeln“ des 15. Jahrhunderts waren in 39 Bücher aufgeteilt. Auch ein objektives, allgemein anerkanntes „Altes Testament“ existiert nicht wirklich: Die Katholiken halten andere Geschichten für heilig und von Gott inspiriert als die Protestanten, die griechische Kirche oder das hellenistische Judentum.

Nahezu alle christlichen Sekten und Kirchen und selbstverständlich die Juden selbst anerkannten indes fast ausnahmslos die FÜNF BÜCHER MOSE, griechisch auch pentateuchos genannt, wörtlich das Fünfbehältrige, weil die Schrift früher aus fünf Rollen bestand. Heute weiß die Forschung, dass die FÜNF BÜCHER MOSE beileibe nicht die ältesten Bücher der „Heiligen Schrift“ sind, wie ursprünglich angenommen. Aber wichtiger ist, teilweise bis ins 19. Jahrhundert hinein galt Moses als der Verfasser dieser FÜNF BÜCHER MOSE, wenn es dem aufmerksamen Leser auch zu denken gab, dass Moses seinen eigenen Tod beschrieben haben soll.

Aber Moses hatte ja auch die Entstehung der Welt beschrieben, chronologisch gesehen ein noch kühneres Unterfangen. Aber wie entstanden diese Bücher? Zunächst gab es nur mündliche Überlieferungen und demzufolge zahlreiche verschiedene Versionen. Einige dieser Versionen waren länger, andere kürzer, bestimmte Texte existierten hier, die dort nicht existierten. Zum Teil gab es sogar widersprüchliche Textversionen! Weiter geben selbst Theologen heute unumwunden zu, dass es mehrere Autoren für die FÜNF BÜCHER MOSE gegeben haben muss. Schon früh fand man heraus, dass sich mindestens drei verschiedene Autoren hinter dem Namen Moses verbergen.

Man unterschied mit der Zeit zwischen dem „J-Autor“, dem „E-Autor“ und dem „P-Autor“ (J, weil dieser Autor gern die Worte Jehova oder Jahwe benutzte, wenn er von „Gott“ sprach; der „E-Autor“ gebrauchte dagegen für Gott vornehmlich die Vokabel Elohim; „P“ steht als Abkürzung für Priester, für einen Priester-Autor). Im 19. Jahrhundert ließen Theologen einen vierten Autor zu, den sie „D-Autor“ nannten, „D“ zu Deuteronomist. Das griechische Wort deuteros bedeutet wörtlich der zweite, nomos bedeutet Gesetz oder Vorschrift. Weil also die Gesetze Moses zwei Mal im Alten Testament genannt wurden (das zweite Mal im 5. Buch Mose), heißt das 5. Buch Moses unter Experten auch Deuteronomium.

Plötzlich waren also mindestens vier Autoren von offiziellen Theologen zugelassen. Wiederholen wir: Selbst nach dem Zugeständnis der „Gläubigen“ schrieben mindestens vier Autoren die FÜNF BÜCHER MOSE! Aber was ist mit all der mündlichen Tradition? Den verschiedenen Variationen? Den späteren Einschiebungen? Mit Fug und Recht müsste man unseres Erachtens noch weitere Autoren annehmen, was diese fünf Bücher angeht. Fest steht heute immerhin unumstößlich, dass Moses nicht der Verfasser der FÜNF BÜCHER MOSE ist.

Wahrscheinlich ist unseres Erachtens dies: Viele Generationen von Schriftstellern, Priestern, Rabbis, Lehrern und Propheten trugen diese Bücher zusammen, bei denen es sich um eine unzusammenhängende, nicht logische, willkürliche Materialsammlung von Mythen und Heldensagen handelt, die sich teilweise widersprechen und sich häufig wiederholen. Vieles wurde ohne Frage nachträglich hinzugefügt oder gestrichen, alles Einzelheiten und Details, die der Wissenschaftler heute anhand von Stiluntersuchungen zweifelsfrei feststellen kann.

Es gab Zusätze, Änderungen, Korrekturen und Interpolationen (= nachträgliche Einschiebungen von Wörtern und Sätzen). Die Zehn Gebote stammen wahrscheinlich aus der Königszeit (Salomon, David) andere Teile aus dem 13. Und 14. Jahrhundert, „nicht weniger als 60 Kapitel“ 5 aus dem 5. Jahrhundert! Priestern oblagen also die Redaktion und die Endredaktion. Noch einmal: All die Einschaltungen, Wucherungen, Veränderungen, Varianten und Parallelversionen entstanden über einen Zeitraum von 1200 Jahren, man muss es sich vorstellen! Soviel hat historisch-wissenschaftliche Analyse zweifelsfrei bewiesen.

Es gibt zahlreiche Ausgaben, Versionen und Varianten. Meisterrechercheur Deschner spricht von insgesamt 250.000 Textvarianten (der gesamten Bibel), eine Viertelmillion Lesearten also! Nichts ist somit sicher. Aber wichtiger: Wir können nicht umhin, anzunehmen, dass zahlreiche Priester die FÜNF BÜCHER MOSE verfassten! Für den historischen Moses selbst gibt es indes keinerlei archäologische Hinweise. Keine Texte bei den Babyloniern, Ägyptern oder Griechen bezeugen seine Existenz. Historisch gesehen ist dieser Moses nicht greifbar und nicht fassbar. Außerhalb der Bibel, ein schwerwiegender Vorwurf, gibt es keinerlei Zeugnisse über diesen Moses.

Die gewöhnlich sehr sorgfältigen Aufzeichnungen der ägyptischen Pharaonen erzählen nichts von ihm. Weiter gibt es keine exakten chronologischen Anhaltspunkte in der Bibel selbst, keine Urkunden, keine Gräber und keine Dokumente. Der Historiker kennt also Moses nicht, er weiß nur, dass Mythen und Legenden über eine solche Figur existieren und dass es eine falsch zugeschriebene Verfasserschaft von fünf Büchern gibt. Diese Figur des Moses, der nicht historisch bezeugt ist (was selbst Katholiken, Protestanten, Christen und Juden heute zugeben) wurde im Laufe der Zeit immer weiter ausgeschmückt.

Neue Legenden wurden ersonnen, neue Märchen gestrickt und in unserer Zeit sogar Filme über ihn gedreht. Filmemacher klebten ihm einen gewaltigen Bart an und Tontechniker verliehen ihm eine donnernde Stimme. Moses wurde dadurch „wirklicher“ und „lebendiger“ als wenn er je gelebt hätte. Die Mythengestalt, das religiöse Märchen, wurde unerschütterlich konkret, „wahrhaftig“ und „wirklich“, vergleichbar einer Romanfigur, die ein Schriftsteller besonders wirklichkeitsecht aus dem Nichts stampft. Moses „existierte“ nach eintausend, zweitausend, dreitausend Jahren, obwohl er so sicher nie existiert hatte.

FAZIT
Damit bleibt als Fazit folgendes: Die FÜNF BÜCHER MOSE wurden nicht von Moses geschrieben. Zahlreiche Priester sind die wahrscheinlichen Verfasser der FÜNF BÜCHER MOSE, die in einem Zeitraum von über 1200 Jahren entstanden, zumindest aber vier unterschiedliche Autoren. Für Moses Existenz selbst gibt es keinerlei objektiven Beweise. Trotzdem inspirierten die „Idee des Moses“, wie man vorsichtigerweise sagen muss, Millionen, ja Milliarden von Menschen, gleich einer Romanfigur.

Sie wurde zu einer der größten Lügen der Geschichte, die inzwischen immerhin rund 3200 Jahre lang Bestand hat und von Milliarden von „Gläubigen“ wortwörtlich übernommen wurde. Heerscharen von Priestern der verschiedenen Konfessionen erzählen sie bis heute. Was aber bleibt damit von Moses zu guter Letzt? Hat er nun gelebt oder nicht? Der Historiker kann ehrlicherweise nur so darauf antworten: Möglicherweise. Dass das Volk der Hebräer aus Ägypten einst auszog, wiewohl nicht in den ägyptischen Aufzeichnungen belegt, ist denkbar. Lediglich bei dem römischen Historiker Tacitus gibt es in seiner „Historiae“ eine dünne Anmerkung, denn er beschreibt, dass die Ägypter von einer Seuche heimgesucht wurden, woraufhin Pharao Bockchoris befahl, das Land von einer „fremden Rasse zu reinigen“.

Das liest sich jedoch bereits etwas weniger heroisch. Dass sich ein Führer anbot, um diesen Exodus (Auszug) anzuführen, ist eine logische Notwendigkeit, sofern es diesen Auszug gab. Warum sollte er nicht Moses geheißen haben? Es bleibt damit ein legendärer Führer übrig, mit angeblich hohem Alter (120 Jahre), dem nachträglich zahlreiche Wunder zugeschrieben wurden. Aber diesen Moses, wie wir ihn heute durch die FÜNF BÜCHER MOSE kennen, gab es sicherlich nicht. Der Mosescharakter, der Mosestypus, ist eine Erfindung von Priestern, eine unvorstellbar geschickte Erfindung allerdings, weil sie so raffiniert parallel zu den Ängsten, Urängsten und Hoffnungen der Menschen gelagert ist. Wie der mögliche Moses wirklich ausgesehen haben mag, wie er wirklich agiert hat und was er wirklich in die Wege geleitet hat oder nicht, falls er existierte, weiß niemand. Die Wahrheit ist heute vom Winde verweht und im Sande der Wüsten Ägyptens und Israels auf immer vergraben.

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