Wie macht man eine spannende Geschichte lehrreich? So mancher ist an dieser Frage gescheitert. Entweder erhält man ein fantastisches Werk oder eine lehrreiche Geschichte.
Etwas anderes scheint es nicht zu geben. Und doch gelang es begnadeten Meistern, wie beispielsweise Wilhelm Busch, beiden Anforderungen gerecht zu werden. Gut, Max und Moritz sind lustige Gesellen, voller Übermut und stets aufgelegt zu Streichen. Das Genre Fantasy verlangt einem Autor jedoch eine ganze Menge mehr ab. Deshalb ist „Das Erbe des Casparius“ ein wahrer Leckerbissen, sowohl für die Freunde des Fantastischen als auch für die Erzieher und vor allem für unsere Kinder.
Doch die Arbeit an einem fantastischen Werk ist generell nicht einfach.
Barbara Siwik erzählt: In der Regel hat der hoffnungsvolle Schriftsteller eine vielversprechende Idee. Sie formt sich aus und entwickelt sich in Gedanken, bis sie ihren Weg aufs Papier findet. In ungezählten, meist unbrauchbaren Anfangssätzen versucht nun der Autor, dieser Idee schriftlich beizukommen. Doch sie wehrt sich. Bis er ihr mit einem gelungenen Anfangssatz den Wind aus den Segeln nimmt. So kennen wir es doch aus vielen Anekdoten. Oder nicht?
Gelegentlich aber läuft die Sache ganz anders:
Der Anfang dieses Buches hing quasi in Gestalt eines Beins in grüner Handpuppenhose wartend über der Bühnenwand. Man muss wissen, dass zum Ausbau meiner beruflichen Erfolge als Leiterin der Stadtbibliothek auch die Konzipierung der Kellerräume für eine Kinderbibliothek zählte. Nun bewegte mich just vor deren Einweihung die Frage: Wer sollte von dieser Feierstunde etwas haben? Sollten es die Vertreter der Öffentlichkeit sein oder eher die Kinder? Nun, der offizielle Teil war wohl kaum zu umgehen. Aber war er auch von einem Burschen zu bewältigen, der zuerst ernsthaft zu den Erwachsenen sprechen konnte, nur um gleich darauf für die Kinder ordentlich auf die Pauke zu schlagen? Ein ziemlicher Spagat!
Aber ich hatte ja Caspar Fröhlich, die Handpuppe. Sie sagt stets zu, wenn man ihr das Agieren anbietet. Man muss bloß wissen, wie man sich mit einer Handpuppe unterhält.
Solcherart gewappnet, verfasste ich für die Erwachsenen eine Laudatio in Versen und für die Kinder inszenierte ich ein spannendes Puppenspiel. Doch wie spielt man ein mitreißendes Puppentheater, wenn man nur zwei Hände hat? Nun, im Notfall verstand ich wohl drei Personen zu bedienen, sofern eine davon tot mitgeschleift werden konnte. Aber sonst?
Ich entschied mich für ein Spektakel über mehrere Akte, deren Höhepunkt eine Teufelsbeschwörung sein sollte, während zum Schluss unser Caspar Fröhlich überglücklicher Besitzer eines wertvollen Schatzes werden mochte.
Das sollte das Ende der Geschichte sein. So war es jedenfalls geplant. Doch tags darauf standen ein paar Kinder in der Bibliothek und wollten sich das Buch zum Schauspiel ausleihen, um zu erfahren, wie die Geschichte wohl weitergehen werde …
Was sollte ich tun? Sollte ich die Kinder wirklich enttäuschen?
Dass ich weiß, wie man sich mit Handpuppen unterhalten kann, hatte ich ja bereits erwähnt. So kam es denn auch, dass Caspar Fröhlich in seiner grünen Hose mir von seinem Platz in meinem Arbeitszimmer aus beständig aufmunternd zuzwinkerte. Zunächst versuchte ich natürlich abzuwehren: „Du bist und bleibst eine Jahrmarkt-Attraktion“, belehrte ich ihn. Doch er widersprach: „Ich kann auch anders!“ Und diese Aussage wiederholte es jedes Mal, sobald mein Blick ihn streifte.
Es kam, wie es kommen musste. Schlussendlich kreuzte er in Gesellschaft sämtlicher Bewohner der Puppenkiste in meinen ureigensten Träumen auf. Er wollte, dass ich die Geschichte niederschreibe.
Was soll ich sagen? Irgendwann gab ich mich geschlagen. Und so entwickelte sich die Geschichte zu einem fantastischen Roman für jugendliche Leser und jung gebliebene Erwachsene, dessen Wurzeln einem Puppenspiel entsprungen waren. Klar, dass Caspar Fröhlich kein Märchenbuch haben wollte. „Mach mich ja nicht zum Pausen-Clown“, warnte er. „Hol dir Leute dazu, die etwas von magisch-fantastischen Welten verstehen; denn – meine Liebe – du bist möglicherweise schon zu alt dafür.“
Das war frech! Das war eine Unverschämtheit. Es war aber auch ein deutlicher Wink. Und inzwischen rate ich alten wie jungen Schreiberlingen, doch besser auf die Meinungen von Kritikern zu hören. Also nahm ich drei meiner Enkelkinder mit ins Team – Abraham, Joanna und Dorothea.
Sie verfolgten das Entstehen jeder einzelnen Episode um Caspar und dessen Freundinnen Grit und Louise außerordentlich kritisch, bereicherten die Geschichte aber auch durch eigene Ideen: Die Rolle von Kater ‚Trick’ und das Auftreten des Hundes ‚Schreck’ sind ihren Interventionen zu verdanken. Sie bewegten sich erstaunlich sicher in Caspars Welt, so selbstverständlich wie die Guten Geister in der Waldgrotte und im Rosengarten.
Und je spannender die Geschichte wurde, desto eifriger waren meine Helfer bei der Sache. Schließlich entschied ich mich aus dramaturgischen Gründen, mir ihre persönlichen Charaktere auszuleihen. Unversehens wurde aus Abraham der liebenswert-leichtsinnige Caspar, aus Dorothea ein in sich ruhendes Mädchen namens Grit und aus Joanna wurde eine anmutige Louise. Allen dreien war die Leidenschaft für das Übersinnliche, für das Geheimnisvolle und auch für das zuweilen Gruselige gemeinsam.
Mit ihnen entfaltete sich Seite für Seite eine unbekannte, faszinierende Welt voller Geheimnisse und Abenteuer und stellte das Trio vor Aufgaben und Entscheidungen von denen sie sich nie hätten träumen lassen. Dass durch die Abenteuer – vor allem bei Caspar – ein geistiger Reifungsprozess stattfinden würde, war allein mein ureigenstes, hintergründiges Anliegen.
Caspar kam mir natürlich auf die Schliche und wehrte sich vehement gegen zu viel Reife. Als ich neben Doktor Weißgenau und dem Fabrikanten König auch die Großmutter als gemäßigte Vertreterin des pädagogischen Zeigefingers anlegte, zischte er mir ins Ohr: „Du mogelst. Gerade die Großmutter nervt.“ Dagegen murmelte er bei der Konzipierung Seiner Ungnaden des Teufels als gehörntes Ungeheuer mit Pferdefuß: „Du hast ja keine Ahnung!“ Nun ja, in Teufelssachen war Caspar von uns beiden sicher der Experte.
Die Hauptsache aber: Beim Urahn Casparius und bei der schönen Isa-Louise waren wir uns ausnahmsweise einig: Gute Geister-Menschen oder Menschen-Geister lassen sich nicht in eine Form pressen, auch wenn sie gelegentlich greifbar werden. Schließlich setzte ich selbst hinter den Epilog – der eine Fortführung der Geschichte zuließ – den Schlusspunkt.
„Und nun schreib eine Kurzfassung der Geschichte“, forderte Caspar.
Und hier ist sie:
„Das Erbe des Casparius“ ist ein fantastischer, abenteuerlicher Fantasy Roman, dem selbst der Teufel nicht gewachsen sein mag, und in dem – laut Caspar – der Ernst des Lebens zuweilen maskiert und verkleidet daherkommt.
Viel Spaß beim Lesen!
Das Erbe des Casparius finden Sie in unserem Buchkatalog unter
http://sarturia.com/buch-shop/index.php?kat=Fantasy#a30548
Top-Kundenrezensionen – Quelle: http://amzn.to/2mx78H4
Dieter König
Verleger, Coach, Lektor, Autor