Georg trat ein. Miefiger Gestank schlug ihm entgegen. Wahrscheinlich konnte man an solch einem Ort auch nichts Besseres erwarten. Eine billige Absteige, in der man seine Bedürfnisse befriedigen konnte. Nicht mehr – nicht weniger.
War das der Besitzer des Etablissements, der sich unfreundlich nach den Wünschen des Gastes erkundigte?
„Neu hier? Was soll’s sein?“
„Ja, das erste Mal“, bekannte Georg und betrachtete sein Spiegelbild in der schmutzigen Glasfläche hinter dem Fragenden mit den grauen Haaren. „Einmal, bitte!“
„Bitte ist hier überflüssig“, erklärte der schmierige Kerl, der hier scheinbar für alles zuständig war. „Du musst sowieso bezahlen.“
Georg nickte. Dass er hier nichts gratis bekommen würde, war ihm klar gewesen. „Wie viel?“
„Kommt drauf an“, lautete die Antwort.
„Worauf?“ Sicher, diese Frage war dumm gewesen.
Dementsprechend reagierte der Widerling. „Hast du überhaupt schon mal?“
Die Gesichtsfarbe von Georg wechselte zu hitzigem Rot. „Klar, ich bin doch schon volljährig.“
„Das sagt nichts aus“, entgegnete der Ältere. „Also, was willst du? Mit oder ohne?“
„Ohne“, quetschte George durch seine Lippen. Der Kerl da war echt das Letzte und vermieste ihm den ganzen Abend.
„Groß, klein?“ Es schien dem unangenehmen Besitzer des Geschäftes Spaß zu machen, den Gast ‚auflaufen‘ zu lassen.
George räusperte sich. „Geht dunkel auch?“
Argwöhnisch betrachtete der Grauhaarige den Gast. „Bist du sicher? Nicht vielleicht doch blond?“
Seufzend ergab sich Georg seinem Schicksal. Wenn er noch länger mit dem Fiesling diskutierte, würde er heute seine Gelüste nicht mehr befriedigen können. Er warf ein paar Münzen auf die Theke und meinte resigniert: „Von mir aus. Dann einen Krug kühles Blondes ohne Alkohol, bitte!“
Renate Zawrel ist nicht nur erfolgreiche Autorin, sie ist auch Herausgeberin und Coach für die Bereiche Krimi und Märchen. Neben ihren Hauptaufgaben hilft sie hoffnungsvollen Autoren dabei, ihre Ziele zu erreichen.