85. Beitrag – Unerwartetes

Auszug aus der original Sarturia® Autorenschule Band II

85. Beitrag
UNERWARTETES

Ich hatte mir – trotz akutem Zeitmangel – die Mühe gemacht, bei Amazon nach den Büchern von Selfpublishern zu suchen. Denn die Selfpublishing Plattformen versprechen ja, dass man mit dem Upload eines einzigen Ebooks „Millionen von Lesern erreicht“.

An sich war die Recherche recht interessant – und vor allem lehrreich. Man sollte öfter mal schauen, was andere so machen, damit man sein eigenes Niveau besser einschätzen lernt.

Als Student und Autor wissen wir ja längst, dass die Sarturia®-Literatur-Akademie ein bemerkenswertes Kunststück fertig bringt, indem sie ihre Autoren mit offenen Augen auf ihre versteckt wirkenden Angewohnheiten schauen lässt.

O ja, wir wissen sehr gut, dass keiner der Autoren da draußen glaubt, irgendwelche ‚versteckten‘ Angewohnheiten zu haben; schließlich sagen einem die Kolleginnen und Kollegen in den Kleinstverlagen und Schreibgruppen ja, dass es vollkommen in Ordnung sei, was man da so abliefert. Warum sich also um versteckte Angewohnheiten kümmern?

Nun, das Ergebnis meiner Recherche ist ziemlich eindeutig ausgefallen: Auch das zweite Ebook – und selbst die folgenden Bücher eines Autors, der schon von Anfang an mit literarischen Schwächen zu kämpfen hatte -, weisen in der Regel genau dieselben Schwächen auf, wie der Debüt-Roman; und das ist doch bezeichnend, oder etwa nicht …?

Das passiert Menschen nicht nur beim Schreiben. Die entsprechende Gesetzmäßigkeit zieht sich quer durch sämtliche Bereiche des Lebens, in denen Leute versuchen, irgendwo irgendwie Fuß zu fassen.

Der Grund dafür ist im Prinzip recht leicht einzusehen:

Fangen wir der Einfachheit halber beim Minigolf an: Da tummeln sich immer auch ein paar Leute, die schon den Bogen raus haben, und die sich köstlich über die Anfänger amüsieren, weil die den Ball auf dem Nachbarfeld einlochen, anstatt auf dem eigenen.

Die darauf folgenden ‚geistreichen‘ Vorschläge kennen wir alle: „Mehr Zielwasser trinken“ oder „stell dir vor, da wären Haare drumrum“; halt all so’n Blödsinn, den praktisch jeder von uns kennt. Manchmal bekommt man auch ernst gemeinte Tipps, wie: „Nicht so hart zuschlagen“ oder „stell dich etwas breibeiniger hin“. Fazit ist aber ‚immer und überall’, dass man es erst ‚dann wirklich‘ lernen kann, wenn man dranbleibt und im Laufe der Zeit genügend viele Bälle ‚verschiesst’.

Nun ist es beim Minigolf natürlich leicht, ein paar hundert Durchgänge durchzuspielen, bis man ein Gefühl dafür entwickelt, wie man den Schläger zu halten hat. Ähnliches würde – im Anbetracht der doch recht umfangreichen Manuskripte – faktisch zur Lebensaufgabe ausarten. Eine ‚andere‘ Methode muss also her.

Und da könnte einem durch den Kopf gehen, dass vielleicht einer der unzähligen Kleinstverleger oder eine der Schreibgruppen im Internet die Lösung parat haben könnte. Dort freut sich nämlich jedes einzelne der Gruppenmitglieder tierisch, wenn es seine persönlichen Vorschläge preisgeben darf und noch mehr, wenn jemand versucht sich danach zu richten. Oder ist das etwa nicht so …?

Und genau ‚da‘ liegt der Hase im Pfeffer. Genau ‚da‘ kann man es deutlich erkennen: Es funktioniert nicht …!

Zwar geht der Neuling durchaus mit dem Gefühl nach Hause, etwas Wichtiges erfahren zu haben, aber der Erfolg will und will sich dennoch nicht einstellen. So sagte mir mal vor kurzem eine unserer neuen Studentinnen: „Ich kenne zwar inzwischen all die Vorschläge aus der Schreibgruppe auswendig, kann sie aber nicht umsetzen.“ Versteht ihr den gut versteckten Haken?

Für diese Gesetzmäßigkeit gibt es nämlich einen simplen Grund:

Diesen Grund hatte ich schon mehrfach angeführt: „Du kannst in ein bereits gefülltes Gefäß kein Wasser mehr schütten; es läuft über den Rand und macht dir die Füße nass.“ Und daraus folgert sich ein einfaches, physikalisch gültiges Gesetz: „Du musst erst etwas aus einem vollen Gefäß herausnehmen, damit Platz für etwas anderes wird!“

Auch wenn man es partout nicht glauben will: Man hat tatsächlich so seine Angewohnheiten, wenn man zu schreiben anfängt. Der Lehrer hat einen vielleicht autoritär beeinflusst, oder der ‚vorbildlich’ erscheinende Bruder hat einen allzu oft ausgelacht; jedermann kann sich vorstellen, welche Faktoren einen heranwachsenden Menschen negativ beeinflussen können wenn er jung und unerfahren ist. Und diese Faktoren wirken noch lange im Leben nach!

Ich weiß zum Beispiel noch genau, wie ich mich in der Schulbibliothek nach einem technischen Zukunftsroman von Hans-Dominik erkundigte, und mir der Lehrer als Ersatz dafür einen Titel anbot, der „Aufruhr in der Spielstraße“ lautete; ein Kinderbuch …!

Ich möchte nicht wissen, welchen Einfluss es auf mich gehabt hätte, wenn ich diesem oder ähnlichen Vorschlägen nachgegeben hätte. Dabei konnte ich schon in der siebten Klassen den notwendigen Energieinhalt einer V2-Tankfüllung berechnen, und Max Eyth war mir weit näher als etwa Selma Lagerlöf; obwohl ich dann am Ende trotzdem so ‚gut wie alles’ durchstudiert hatte, nur um die Techniken und Geheimnisse der Autoren zu ergründen.

Wenn man mit offenen Augen hinschaut, dann sieht man: Die Angewohnheiten eines angehenden Schreiberlings sind tatsächlich vorhanden und sie setzen sich aus vielen verschiedenen, meist unbemerkten Faktoren zusammen; und nicht immer entspricht das literarische Ergebnis ‚dem’, was die Leser eigentlich lesen ‚wollen‘. Die Folge: Weniger als ein Dutzend Downloads oder so …

Nur ein Beispiel: Meinen Recherchen zufolge scheint es eine der eher lästigen Angewohnheiten angehender Schreiberlinge zu sein, ihre vielversprechenden Abenteuerschilderungen in etwa wie den Bericht über einen Schulausflug abzuhandeln: „Da haben wir uns getroffen, dort sind wir in den Bus eingestiegen und dann haben wir das Museum besucht. Nach dem Mittagessen waren wir im Zoo, und da muss man wissen, dass in Afrika schon vor hundert Jahren …!“ Und so weiter und so fort.

Das erinnert mich penetrant an einen DSDS-Kandidaten, der die nervige Angewohnheit hatte, alles und jedes mit dem Begriff ‚übelst’ zu beschreiben: „Ich habe ‚übelst’ trainiert“ oder „der Song war ‚übelst’ gut“. Und „Ich freu mich ‚übelst’ dass ich mit dabei sein darf“. Versteht ihr die Crux?

Bei jedem von uns schleichen sich ganz unbemerkt solche und ähnliche Angewohnheiten ein, die man zumeist selber gar nicht wahrnimmt, die jedoch den Leser rüde aus dem Lesegenuss reißen können.

Siehe auch: ‚Weckfunktonen’ http://bit.ly/2ysnckp

Und nun wundert sich so mancher Selfpublisher, dass nur die allerengsten Freunde, ihr heiß geliebtes Ebook heruntergeladen haben – und das trotz all der gutgemeinten Ratschläge aus den verschiedensten Schreibforen …

Ich weiß: Die Erkenntnis tut weh, und deshalb mag sie eigentlich niemand wirklich anschauen. Und Viele werden auch sicher die Augen davor verschließen. Das Faktum aber ist und bleibt: Die anfänglich erwarteten Buchverkäufe sind ausgeblieben. Punkt!

Diesbezügliche Erkenntnis aus bislang vierzehn Jahren Erfahrung als Leiter der Sarturia®-Literatur-Akademie: Es hilft unwahrscheinlich wenn man sich zu allererst um seine versteckten Angewohnheiten und literarischen Schwächen kümmert, ehe man sich nach Ratschlägen aus den Schreibforen umschaut.

Ein heranwachsender Autor beispielsweise meint natürlich, es richtig zu machen, wenn er mit vielen Rückblenden die Persönlichkeit des Protagonisten herauskitzelt. Ein anderer vermeidet vielleicht notorisch irgendwelche Landschaftsbeschreibungen, weil er meint, dass seine Leser lieber aufregende Action haben wollen. Ein Dritter macht nur ungern Absätze, weil er meint, dass alles zusammengehört.

Aber, liebe Freunde, wenn man das alles nur ‚meint’ …? 🙂

Und so finde ich laufend Texte in der Vorschau der verschiedenen Anbieter, bei denen der Verfasser ‚meint‘, er könne mit dem ‚was er schreibt‘ seine Leser fesseln. Man hat ihm ja gesagt, dass er das könne. Er kennt vielleicht sogar den wertvollen Tipp „show dont’ tell“ auswendig und kann ihn im Traum hersagen. Seine Schreibgruppen-Kollegen haben ihn vielleicht sogar auf diesen Tipp hingewiesen. Aber unser aufstrebender Held ist es eben ’so gewöhnt‘ und äußert vielleicht sogar im Brustton der Überzeugung: „Das ist eben ‚mein‘ Stil …!“ Versteht ihr?

Und dann schaut der Autor im Fernsehen einen Blockbuster an und wundert sich, warum er ständig von einem Augenblick auf den anderen Atem schöpfen muss. Denn da gibt es keine Erklärungen; da sind die Szenen und Dialoge professionell durchgestylt. Die Drehbuchautoren und Regisseure der Blockbuster ’sind‘ eben Profis. Was also hat unser Autor vor lauter Pflege seiner Angewohnheiten übersehen?

Eine ganze Menge. Aber das merkt man aber erst, wenn einem jemand hilft, auf seine Schwächen und Angewohnheiten zu schauen. Alleine geht das nicht.

Zum Beispiel mag wohl kaum ein Leser, wenn er auf der nächsten Seite genau ‚das‘ lesen muss, was ohnehin ‚zu erwarten’ ist. Nichts ist langweiliger, als wenn man vorauswissen kann, was als nächstes geschieht.

Da schreibt ein stolzer Newcomer: Ein Paar geht in ein Lokal, bestellt das Essen. Es schmeckt ihnen. Sie ziehen sich wieder an und gehen nach Hause. Und diesen Handlungsablauf beschreibt der Verfasser der Story über zehn Standard-Seiten lang. Mal ehrlich: Kann man das Urteil der Leser nicht jetzt schon erahnen …?

Der zahlende Leser liebt in Wirklichkeit ‚Überraschungen‘. Er bezieht seinen Lesegenuss aus dem ‚Unerwarteten’. Zum Beispiel ‚daraus’, dass der angetraute Ehemann an irgendeinem Nebentisch zusammen mit der geheim gehaltene Freundin das dinierende Paar entdeckt, und sich dabei böse verschluckt; so was ist Spannung pur. So was löst die dahinplätschernde ‚Erzählung’ schlagartig auf. „Show dont tell!“ Vor allem wenn die geheim gehaltene Freundin vielleicht plötzlich aufsteht und gänzlich unerschrocken zum Tisch des dinierenden Paares herüberkommt …! Na dann erwartet der Leser doch den unausweichlichen Ehekrach. Oder etwa nicht?

Was aber, wenn stattdessen ‚das Unerwartete’ passiert? Was, wenn die Freundin des Schwerenöters der Freundin des Verdutzen grimmig erklärt, dass sie selber in Wirklichkeit die Gattin ihres Begleiters ist …? Oder so was Ähnliches. Überraschung …! 🙂

Aber das sind nun schon wieder Tipps und Kniffe, die zwar schön und gut und berechtigt sind. Aber sie räumen nicht das Hauptproblem beim Schreiben aus: Das Festhalten an unbewussten Angewohnheiten.

Die Sarturia®-Literatur-Akademie genießt Markenschutz auf ihren Fördermethoden. Und diese Fördermethoden sind unter anderem zielgenau darauf ausgerichtet, den Verfasser eines Werks unvoreingenommen auf seine Angewohnheiten schauen zu lassen. Immer wieder. Von verschiedenen Blickwinkeln aus. Bei jedem Manuskript aufs Neue.

Ein Student, der es wirklich ernst meint, äußerte vor kurzem, dass er am liebsten all seine bisher veröffentlichten Manuskripte zurückholen und unter den gelernten Gesichtspunkten überarbeiten würde. Eine Projektleiterin meinte gar, sie sei für die gängige Literatur verdorben, weil sie auf Schritt und Tritt über deren Schwächen stolpert.

Nun, der Ausweg ist natürlich der, sich nur noch Klasse-Literatur zu besorgen, denn die alten Meister ‚wussten‘ noch, wie man Bücher schreibt. 🙂

Sarturia® zeigt: Man ‚kann‘ sich verbessern. Man kann sich weit über sich selbst hinaus erheben. Wer fragt sich denn da noch allen Ernstes, warum ausgerechnet eine wachsende Zahl an Diplomempfängern und Literaturpreisträgern unter den Studenten der Sarturia®-Literatur-Akademie immer spannender und erfolgreicher schreiben kann?

Sarturia® ist nun mal ‚ganz anders‘ als andere Literatur-Akademien oder Schreibkurse. Sarturia® unterscheidet sich auch klar und deutlich von all den Schreibgruppen und den geldorientierten Kleinst- und Kleinverlagen, die im Internet nach Autoren fahnden.

Sarturia® ist und bleibt auf jeden Fall etwas ganz Besonderes.

Mein Name ist Dieter König
Als Leiter der Sarturia®-Literatur-Akademie und als Vorstandsmitglied des gemeinnützigen ‚Förderverein Sarturia Autorenschule e.V.’ engagiere ich mich gänzlich uneigennützig für die ‚Förderung von Kunst und Kultur in deutschsprachigen Ländern‘. In diesem Zusammenhang helfe ich cleveren Autoren dabei, ihre Ziele zu erreichen.
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